EFFEKTIVITÄT EINER THERMOREGULATIONSTHERAPIE IN KOMBINATION MIT TERRAINKUREN |
Abstract: Aus dem Institut für Medizinische Balneologie und Klimatologie der Universität München Vorstand: Prof. Dr. med. E. Senn Dissertation zum Erwerb des Doktorgrades der Medizin an der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität zu München vorgelegt von Michael L. Borgs aus Stuttgart - Bad Cannstatt Jahr 1993 Zusammenfassung Das Ziel der vorliegenden Arbeit bestand darin objektiv feststellbare und nach Möglichkeit quantitativ zu erfassende Wirkungen einer Terrainkur mit zeitlich parallel verlaufenden thermoregulatorischen Training nachzuweisen. Zum ersten Mal wurde das modifizierte Modell von FANGER und PFLEIDERER in der Praxis eingesetzt das Zusammenwirken der beiden Elemente Klima und Training und deren mögliche Kreuzadaptation hinterfragt und die Praktikabilität für den niedergelassenen Kollegen beurteilt. Ein während mehrerer Studien für den ortsansässigen behandelnden Kurarzt entwickeltes Vorhersagesystem welches ihm erlaubt aus einer Kombination von Lufttemperatur Bewölkung und Sonnenhöhe sowie Energieumsatz und Größe des Patienten die zur Begehung notwendige Bekleidung festzulegen um das therapeutisch angestrebte thermische Empfinden zu erreichen wurde erstmalig prospektiv eingesetzt und die Praktikabilität geprüft. Anwendung fand die von JESSEL als ´regimen refrigerans' eingeführte Form der vorsichtigen Abhärtung durch Kälteexposition wobei dies mit einem solch beübten Patientenkollektiv (Kühlgruppe NG: n=19) nachvollzogen und vergleichend einer gleichzeitig nur durch eine herkömmliche Terrainkur geforderten Patientengruppe (Kontrollgruppe NG: n=19) gegenübergestellt wurde. Die subjektive Einteilung des Wärme- bzw. Kälteempfindens wurde durch den Index PMV d.h. durch die siebenteilige Ordinalskala verbaler Aussagen auf ganzzahlige Werte (von -3 für kalt über 0 für angenehm bis zu +3 für heiß) gebildet. Vorgabe während der Begehungen war das angestrebte Befinden für die KG: -1 (entsprechend leicht kühl) für die NG: 0. Bei den dauernd auf den Strecken durchgeführten Befragungen über die momentane Befindenseinschätzung hatte dies bei Abweichungen vom angestrebten Zielbefinden ein Anziehen Schließen Öffnen oder Ausziehen von Kleidungsstücken zur Folge. Zeit und Ort der Untersuchungen waren terminiert auf März und April 1985 in Garmisch-Partenkirchen damit umfaßte der Untersuchungszeitraum Wetterlagen mit einer weiten Spanne an meteorologischen Meßwerten in optimaler geographischer Lage (betreffend eventuell erwünschter Beschattungs- und Leistungssteigerungsmöglichkeiten). Bei den 38 teilnehmenden Patienten bzw. Kurgästen handelte es sich um chronisch oder leicht Erkrankte ohne ausgeprägte organische Befunde. Die Leistungsanforderung auf den Trainingswegen war durch Vorgabe der Gehgeschwindigkeit standardisiert. Die Auswertungen zur Frage des Zusammenwirkens und der möglichen Kreuzadaptation von Klima und Training ergaben bei den standardisiert zum Leistungsvergleich durchgeführten Tests hinsichtlich der Belastungsherzfrequenz keine signifikante Änderung für die Ergometrie (75 W) im Vergleich von Kurbeginn und Kurende bei beiden Gruppen jedoch eine signifikante Reduktion der Herzfrequenz beider Gruppen auf der ´Teststrecke' ohne aber einen Gruppenunterschied aufzuweisen. Ähnlich wird bei der Laktatkonzentrationsmessung keine statistisch belegbaren Veränderungen zwischen beiden Gruppen nach der Fahrradergometrie nachweisbar. Hinweise für die metabolische Effektivität des während der Kur stattgefundenen Trainings ergibt auf der Teststrecke die signifikante Laktaterniedrigung bei Belastung im Mittel um 1 1 mmol/l bei der Kühlgruppe und die nicht signifikante Reduzierung um 0 3mmol/l bei der Normalgruppe. Die Interpretation der zehnminütigen Wiedererwärmungszeiten nach zweiminütigen 14°C kalten Armbad lassen nur bedingt Rückschlüsse auf einen Trainingseffekt in der peripheren Gefäßregulierung bei der Kühlgruppe ziehen das heißt Adaptationen im Sinne eines raschen thermoregulatorischen Ausgleichs bestehen nur tendenziell. Die angebotenen Temperaturen zur Eingrenzung der Komforttemperatur ergeben im Mittel nur für die KG eine leicht signifikante Änderung zum Kühleren im Sinne einer Verringerung der Kälteempfindlichkeit. Das veränderte thermische Empfinden der Kühlgruppe auf die Kälteexposition im Laufe der Kur kann als Hinweis auf eine verringerte Kälteempfindlichkeit gewertet werden. Die Auswertungen zur Frage der Praktikabilität für den niedergelassenen Kollegen ergeben die zufriedenstellende Anwendbarkeit des empirisch entwickelten Systems zur Vorhersage der benötigten Kleidung bei vorgegebenem thermischen Empfinden durch die hohe Übereinstimmung zwischen dem gewünschten und dem tatsächlichen Empfinden der Patienten. Es läßt sich verdeutlichen daß die Terrainkur nicht nur im sondern mit dem Klima im Sinne eines thermoregulatorischen Trainings eine einfache wirksame und relativ leicht durchführbare Methode ist ohne aus versicherungs-wirtschaftlicher Sicht oder bei Kurgästen das Budget zu stark zu belasten. Die angewandte Kombination von Terrainkur und thermoregulatorischem Training könnte durch eine systematische Nutzung klimatischer Faktoren zur Verbesserung der Erfolge von Kuren zur Prävention Therapie oder Rehabilitation beitragen. ___MH
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