Ein Fall aus der Praxis (11): Ein junger Mann mit Angina pectoris |
Journal/Book: Z. ärztl. Fortbild. 87 (1993/Heft 7) 609.610. 1993;
Abstract: Prof. Dr. H. Berndt Klinik für Innere Medizin (Charité) Humboldt-Universität Berlin Der Fall Der 32jährige Diplomingenieur Heinz L. wird von seinem Hausarzt wegen einer Angina pectoris mit Nitroglycerin perlingual behandelt. Obwohl das Arzneimittel hilft ist er unzufrieden weil er meint man müsse doch die Ursache der Beschwerden finden und beseitigen - so jedenfalls geht er an technische Probleme heran. Also wechselt er den Arzt. Dr. M. erhebt eine eingehende Vorgeschichte. Herr L. hat neben den "üblichen Kinderkrankheiten" (die dank systematischer Impfungen immer unüblicher werden) wiederholt Angina gehabt. Eine empfohlene Tonsillektomie wurde jedoch nicht gemacht. Beim Skilaufen hat er eine folgenlos verheilte Tibiafraktur erlitten. Soweit es seine durch den Beruf stark eingeschränkte Freizeit erlaubt treibt Herr L. etwas Sport. Von der Leichtathletik hat er sich in den letzten Jahren dem Tennissport zugewandt der mehr berufliche Anknüpfungspunkte bietet als das Laufen. Tennis macht Freude hat aber den Nachteil daß die Dauer des Spiels völlig unbestimmt ist. Braucht Herr L. länger als gewohnt um zu siegen oder zu verlieren befällt ihn oft ein Schwächegefühl. Er wird dann blaß und muß sich rasch setzen oder legen. Er spürt wie er sagt eine Leere im Kopf . Das geht rasch vorbei. Im letzten Jahr erlitt er mehrmals nach sportlichen Anstrengungen Anfälle von Herzschmerzen die er anschaulich und exakt beschreibt. Ohne Zweifel handelt es sich um typische Angina pectoris-Attacken die - dies ist ungewöhnlich - ihn nicht zwingen die sportliche Aktivität zu unterbrechen sondern sich im Anschluß daran einstellen. Der Hausarzt hat sehr genau die Familienanamnese erhoben (Herrn Ls Eltern sind 58 bzw. 62 Jahre alt und gesund; die Großeltern erreichten ein biblisches Alter). Herr L. ist konsequenter Nichtraucher. Die Fahndung nach Fettstoffwechselstörungen verlief ergebnislos. Auch der Hausarzt weiß daß die akzeptierten Risikofaktoren nur etwa 60% der Koronaren Herzkrankheiten erklären und hat sich zur symptomatischen Behandlung mit einem bekannten Nitroglycerinpräparat entschieden. Wegen der Seltenheit der Attacken hat er davon abgesehen eine Anfallsprophylaxe mit ß-Blockern oder Calciumantagonisten zu verordnen. Natürlich hat er zu körperlicher Schonung geraten was Herrn L. überhaupt nicht gefällt. Es war auch von Trainingsmangel die Rede doch hat der Hausarzt das Thema fallen lassen da der Blutdruck erfreulich niedrig ist (120/90 mm Hg) und auch die Pulsfrequenz eher bradykard ist. ... Stö_
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