Ein Fall aus der Praxis (8): Tetanie und Durchfall |
Journal/Book: Z. ärztl. Fortbild. 87 (1993/Heft 4) 341-342. 1993;
Abstract: Prof. Dr. H. Berndt Universitätsklinik für Innere Medizin der Charité Berlin Der Fall Die 51jährige Verkäuferin Ellen K. sucht Dr. L. auf weil sie in den letzten Wochen - langsam beginnend nun fast ständig - Kribbeln in den Fingern verspürt und gestern einen "Krampfanfall" hatte. Dr. L. läßt sich den Anfall näher beschreiben und bekommt mit einiger Geduld heraus daß es sich offensichtlich um einen typischen tetanischen Anfall mit Pfötchenstellung der Hände gehandelt hat. Frau K. ist klein (154cm Körperlänge) und dünn (46 kg) dabei fällt ein etwas geblähter Bauch auf. Aus der eingehenden Vorgeschichte erfährt der Arzt daß sie schon in Kindergarten und Schule immer die Kleinste in der Gruppe war; ihre Mutter hat ihr erzählt sie habe an "Gedeihstörungen" gelitten als sie in den ersten Lebensjahren war. Sie neigt zu Durchfällen hat deshalb aber nie ärztlichen Rat gesucht. Dr. L. läßt einige Laboruntersuchungen anstellen. Dabei fallen auf: HypocaIcämie mäßige Hypoproteinämie und milde makrozytäre Anämie sowie eine deutlich erhöhte alkalische Phosphatase. Diagnostische Überlegungen Die häufigste Form tetanischer Anfälle nämlich die Hyperventilation läßt sich nach der Vorgeschichte und den Befunden ausschließen. Eine hypocalciämische Tetanie weist auf eine gestörte Funktion der Nebenschilddrüse hin. Am häufigsten ist sie nach einer Schilddrüsenoperation. Mehrere andere Differentialdiagnosen kommen in Betracht die in der Tabelle aufgeführt sind. In unserem Falle versuchen wir alle Befunde unter einen Hut zu bringen also die gemeinsame Ursache von Tetanie Anämie und Hypoproteinämie zu finden. In diesem Zusammenhang verdienen die anamnestisch angegebene Gedeihstörung der Minderwuchs und die Durchfallsneigung Beachtung. In diesem Kontext dürfte es sich um die Zeichen einer bis in die frühe Kindheit zurückreichenden Malassimilation handeln. Wegen der Häufigkeit ist vor anderen Krankheiten und Syndromen mit Malassimilation an eine einheimische Sprue oder idiopathische oder gluteninduzierte Steatorrhoe zu denken. Milde Formen der Sprue sind nicht so selten und werden ... Stö_
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