Erfahrungen in den Niederlanden mit "Tötung auf Verlangen" |
Journal/Book: Z. ärztl. Fortbild. 87 (1993/Heft 1) 41-45. 1993;
Abstract: Dr. med. P. Admiraal Arzt für Anaesthesie Rijswijk/NL Mit großem Vergnügen aber auch mit gewissen Bedenken habe ich Ihre Einladung angenommen hier in Berlin einen Vortrag zu halten über "Erfahrungen in den Niederlanden mit Tötung auf Verlangen". Mit Vergnügen weil es erfreulich ist daß zur Zeit auf eine so offene Weise über Euthanasie gesprochen werden kann und mit Bedenken weil es eigentlich unmöglich ist in nur 20Minuten eine vertretbare Übersicht über unsere Erfahrungen zu geben. Dadurch ist es mir unmöglich auf die moralischen ethischen und juristischen Aspekte der Euthanasie einzugehen. Ich hoffe während der nachfolgenden Diskussion offen gebliebene Fragen beantworten zu können. Zuerst möchte ich Ihnen einen kurzen Eindruck geben von unseren Erfahrungen mit Euthanasie im Reinier de Graaf Gasthuis in Delft. Danach werde ich ausführlich eingehen auf den kürzlich herausgegebenen Bericht: "Medizinische Entscheidungen um das Lebensende". Vor 30 Jahren fing ich an mich als junger Anaesthesist mit Schmerzbekämpfung zu beschäftigen und kam dabei in Berührung mit Krebspatienten. Hierbei ist es wichtig zu erwähnen daß in unserem Land 80 Prozent der Euthanasiepatienten Krebs hat und daß meine persönliche Erfahrung mit Euthanasie beinahe ausschließlich auf Krebspatienten beruht. Ich stellte schnell fest daß es keinen spezifischen Krebsschmerz gibt der sich von anderen Schmerzen unterscheidet aber daß der psychologische Effekt des Schmerzes bei Krebs eine subtile Rolle spielt. Schmerzen bei Krebs erinnern den Patienten auf wörtlich schmerzhafte Weise an seine fatale Krankheit und das Auftreten von Schmerzen an anderen Stellen als vorher ruft Angst vor Metastasen hervor. So führt der Schmerz zu Angst Trauer und Depression und wird zum Teil des Leidens des Patienten. Es ist selbstverständlich daß die ausschließliche Behandlung mit Analgetica ungenügend ist und unbefriedigend für den Patienten und seine Angehörigen. Ich möchte hierauf ausführlich eingehen weil Schmerz immer noch als Hauptgrund eines Euthanasie-Gesuchs genannt wird. Unsere Erfahrung nach 20 Jahren gut organisierter palliativer terminaler Versorgung ist allerdings ganz anders. Das Leiden der Krebspatienten ist die Folge einer ... Stö_
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