Erregermodulatorische und immunmodulatorische Aspekte der Antibiotikatherapie |
Journal/Book: Z. ärztl. Fortbild. 86 (1992) 259. 1992;
Abstract: Prof. Dr. H. Hof Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene Fakultät für Klinische Medizin Mannheim der Universität Heidelberg Klinikum Mannheim und Hygiene-Institut der Universität Köln Die minimale Hemmkonzentration (MHK) einerseits und die Serum- bzw. Gewebsspiegel andererseits stellen die Eckwerte bei den Überlegungen zur Wahl eines geeigneten Antibiotikums zur Behandlung einer bakteriellen Infektion dar. Man wird dabei im allgemeinen versuchen Spiegel zu erreichen die deutlich über dem MHK-Wert liegen um möglichst eine Bakterizidie zu erzielen. Oft wird so ein Overkill betrieben; ist dies in allen Fällen notwendig? Manche Antibiotika können bereits in subinhibitorischen Konzentrationen die Produktion von einzelnen Virulenzfaktoren beeinträchtigen so daß dann die körpereigene Infektabwehr mit den modifizierten Erregern ein leichtes Spiel hat. Andererseits können aber antibiotika-modifizierte Bakterien oder ihre Produkte ihrerseits die Körperabwehr beeinflussen. Und weiterhin können Antibiotika direkt den einen oder anderen Teil der Abwehr hemmen; aber auch stimulieren. Penicillin gilt als ein fast ideales Medikament da es eine höchst selektive Hemmwirkung auf die Synthese des Mureins der Zellwand von Bakterien hat. Da dieser Baustein sonst in der Natur nicht vorkommt sind Nebenwirkungen auf den Wirtsorganismus nach Lehrbuchmeinung minimal. Aber Neftel (4) hat gezeigt daß Penicillin ebenso wie andere Betalaktamantibiotika neben der Allergie auch andere weniger bekannte Nebenwirkungen hat z. B. die Knochenmarksdepression mit nachfolgender Neutropenie was nun seinerseits entscheidend den Verlauf einer Infektion beeinflussen kann. Andere Antibiotikagruppen sind sogar noch mehr belastet indem sie neben dem eigentlichen therapeutischen Ziel nämlich bakterielle Prozesse zu stören auch den Wirtsorganismus selbst beeinflussen (1 2 5). Ein Paradebeispiel geradezu dafür ist FK 506 ein Makrolidantibiotikum welches eigentlich keine antibakterielle Aktivität besitzt dafür aber ein so starkes Immunsuppressivum auf T-Lymphozyten ist daß es gute Aussichten hat Cyclosporin A (Sandimmun(r)) bei der Verhinderung der Transplantatabstoßung zu verdrängen (6). Solche immunmodulatorischen Effekte von Antibiotika treten eben dann besonders hervor wenn sie bei Infektionen eingesetzt werden wo die Erreger dagegen resistent sind (3). Diese erregermodulatorische und immunmodulatorische Wirkung (Nebenwirkung) von Antibiotika stand im Mittelpunkt einer Reihe von Vorträgen die bei dem 1. Deutschen Kongreß für Infektions- und Tropenmedizin vom 21.-23. März 1991 in Berlin-Hohenschönhausen gehalten wurden. ... wt
© Top Fit Gesund, 1992-2024. Alle Rechte vorbehalten – Impressum – Datenschutzerklärung