Macht Umweltverschmutzung krank? |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 38/ 1991; S. 557/ 29; (133 Jg.). 1991;
Abstract: Prof. Dr. med. K. Überla Institut für Medizinische Informationsverarbeitung Biometrie und Epidemiologie der Universität München Jeder Arzt wird heute mit der Frage konfrontiert inwieweit Umweltverschmutzungen verschiedener Art Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Dabei wird er von der Wissenschaft oft allein gelassen. Die Grenzwerte die er sich zusammensuchen kann differieren manchmal bis um den Faktor 1000. Derzeit wird z. B. die duldbare tägliche Aufnahmemenge für Dioxine von der EPA mit 0 006 pg TCDD-Äquivalente/ kg Körpergewicht angegeben von der WHO mit 10 pg/kg. Wenn man schon nicht weiß was richtig ist kann man wenigstens die Schwachstellen der Risikobeurteilung formulieren. Dies war unter anderem ein Thema auf der Tagung "Gesundheit und Umwelt" der GMDS die in dieser Woche im Klinikum Großhadern in München stattfand. Umweltverschmutzung im heutigen Sinn gibt es erst seit etwa 150 Jahren. Der wichtigste globale Risikoindikator die Lebenserwartung hat in dieser Zeit in allen Altersgruppen dramatisch zugenommen. Die Summe aller negativen und positiven Einflüsse auf das menschliche Leben durch Industrialisierung und Umweltbelastung hat demnach nicht zu einer Verkürzung sondern zu einer beträchtlichen Verlängerung des menschlichen Lebens geführt. Die Hauptrisiken des Lebens haben mit Umweltverschmutzung sehr wenig zu tun. Sie sind weitgehend durch den Lebensstil bedingt und lassen sich durch gesundes Verhalten reduzieren kaum durch Maßnahmen im Umweltbereich. Insgesamt ist klar daß gesundheitliche Risiken durch Umweltbelastungen im Vergleich zu den wesentlichen Lebensrisiken heute eher klein sein müssen. Eine allgemein anerkannte Methodik zur Risikobeurteilung gibt es nicht. Verschiedene Ansätze führen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Fakten fehlen häufig. Die Hochrechnungen sind meist nicht symmetrisch d. h. pessimistische Annahmen werden allein mitgeteilt. Die Resultate sind in der Regel kontrovers. Eine erste Schwachstelle kommt durch die Verfeinerung der Meßtechnik zustande. Es ist gut daß wir so genau messen können aber wir müssen lernen mit der Bedeutungslosigkeit von Expositionswerten umzugehen. Wir können Schadstoffexpositionen sehr viel genauer bestimmen als ihre gesundheitlichen Folgen auf die es allein ankommt. Die Nachweisgrenze ist nicht gleich der Gefahrenschwelle. ... ab
Keyword(s): G3 Umweltverschmutzung umweltbedingte Erkrankungen
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