Tachykardie mit breitem QRS-Komplex bei kardialer Dekompensation Notfall-EKG Folge 7 |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 17/ 1991; S. 282/ 54 - 284/ 58; (133 Jg.). 1991;
Abstract: Dr. med. U. Mayer Abteilung für Kardiologie Angiologie und Pneumologie Universitätsklinik Ulm Der Wert der Elektrokardiographie in der internistischen Diagnostik steht außer Zweifel. Was das EKG speziell in Notfallsituationen zu leisten vermag und daraus abzuleitende Empfehlungen für die Praxis stellen - ausgehend von Kasuistiken - in dieser Serie Autoren aus der Abteilung für Kardiologie Angiologie und Pneumologie der Universitätsklinik Ulm vor. Der Fall Anamnese Bei der 58jährigen Patientin war nach ihren Angaben 1981 aufgrund einer Herzkatheteruntersuchung die Diagnose einer dilatativen Kardiomyopathie gestellt worden. Seit dieser Zeit war es rezidivierend zu Atembeschwerden und Herzstolpern selten auch Herzjagen gekommen. Wenige Tage vor der notfallmäßigen stationären Aufnahme hatten diese Beschwerden einhergehend mit einem thorakalen Engegefühl deutlich zugenommen. Unter der antiarrhythmischen Einstellung mit Flecainid (zweimal 100 mg) war am Aufnahmetag plötzlich Herzjagen gefolgt von Atemnot eingetreten. Die Einweisung veranlaßte ein niedergelassener Kardiologe. Untersuchungsbefund Bei der Erstuntersuchung in der Klinik war die Patientin dyspnoisch und kaltschweißig. Das Herz war perkutorisch linksverbreitert. Der Herzspitzenstoß war kräftig und verbreitert in der vorderen Axillarlinie tastbar. Die Herztöne waren bei einem Galopprhythmus mit einer Frequenz von 140/min auskultatorisch rein. Der Blutdruck betrug 100/80 mmHg. Über der Lunge hörte man mittelblasige nicht klingende Nebengeräusche bis in beide Mittelfelder als Ausdruck der kardialen Stauung. EKG In Abb. 1 ist das EKG zum Aufnahmezeitpunkt wiedergegeben. Es findet sich eine linksschenkelblockartige Deformierung des Kammerkomplexes. Die Frequenz beträgt 138/min. P-Wellen lassen sich weder vor den Kammeraktionen noch als sogenannte "durchwandernde P-Wellen" (bei ventrikulärer Tachykardie mit atrioventrikulärer Dissoziation) eindeutig nachweisen. Die kleineren positiven Auslenkungen nach dem QRS-Komplex vor Einmünden in die isoelektrische Linie in der Ableitung aVL könnten superponierten P-Wellen entsprechen. Differentialdiagnostische Überlegungen Aufgrund des EKG-Bildes und der klinischen Symptomatik sind folgende Diagnosen möglich: - anhaltende ventrikuläre Tachykardie mit kardialer Dekompensation - supraventrikuläre Tachykardie mit vorbestehender oder funktioneller Schenkelblockierung z. B. frequenzabhängiger Schenkelblock - absolute Arrhythmie bei Vorhofflimmern mit regelmäßiger ("pseudorhythmischer") Überleitung - Sinustachykardie im Sinne einer "Bedarfs- oder Erfordernistachykardie" bei kardialer Dekompensation mit vorbestehender oder funktioneller Schenkelblockierung. ... ab
Keyword(s): E1 - C14 EKG - Tachykardie kardiale Dekompensation
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