Sind Einzelkinder psychisch auffälliger? |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 4/ 1990; S. 033/ 43 - 035/ 47; (132 Jg.). 1990;
Abstract: Prof. Dr. Dr. M. H. Schmidt Kinder- und Jugendpsychiatrische Klinik am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim Zusammenfassung Betrachtet man die Entwicklung der Familienstruktur so steht zu erwarten daß zunehmend mehr Kinder als Einzelkinder aufwachsen werden. In der Literatur wird der mit dem Schrumpfen der Familien verbundene Verlust an sozialer Unterstützung für die Kinder vielfach beklagt und darauf hingewiesen daß Einzelkinder ein erhöhtes Risiko für psychische Störungen haben. Die empirischen Belege sind jedoch widersprüchlich und die Studien vielfach mit methodischen Unzulänglichkeiten behaftet. In einer eigenen Untersuchung an 8jährigen Mannheimer Kindern (n = 399) die im Alter von 13 Jahren nachuntersucht wurden (n = 356) konnten wir keine bedeutsamen Unterschiede hinsichtlich psychiatrischer Auffälligkeit chronischer familiärer Belastungen oder belastender Lebensereignisse zwischen Einzel- und Geschwisterkindern feststellen. Allein bei der Intelligenz ergab sich ein signifikanter Unterschied zugunsten der Einzelkinder. Das Stereotyp vom benachteiligten Einzelkind scheint demnach - zumindest unter den heutigen gesellschaftlichen Bedingungen - nicht haltbar; vermutlich war es auch für frühere Generationen nicht zutreffend. Is the only child more vulnerable to psychiatric disorders? From the development of the family structure it is to be expected that an increasing number of children will grow up as an only child. Many authors deplore the loss of social support connected with shrinking family size and state that the only child is more vulnerable to psychiatric disorders. The research base concerning this issue is rather inconsistent and partly misses methodological rigour. In our study (in Mannheim) with 399 eight-year-old children followed up at the age oft thirteen (n = 356) we could not find significant differences between only children and siblings concerning prevalence of psychiatric disorder family adversity and number of life-events. Only the variable "intelligence" yielded a significant difference in favor of the only children. Thus the hypothesis of the disadvantaged only child does not seem a tenable one - at least today - and it possibly never was. ab
Keyword(s): F1 I1 M1 - F4 Einzelkind - Psychopathologie
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