Umfrage : Was sind Gallenwegsdyskinesien ?

Journal/Book: Z. ärztl. Fortbild. 84 (1990) 535-541. 1990;

Abstract: Hans Berndt Vorbemerkung Es scheint daß der Begriff der Dyskinesie der Gallenblase oder der Gallenwege nicht scharf definiert ist. In manchen Lehrbüchern der Gastroenterologie fehlt er ganz in anderen wird von dem Syndrom der "lazy gallbladder" gesprochen (d. h. die Gallenblase kontrahiert sich nicht oder nicht angemessen unter adäquaten Stimuli im Röntgenbild). Manchmal hat man den Verdacht daß der Begriff der Gallenwegsdyskinesie dazu dient Kranke zu trösten die nach einer Cholezystektomie noch oder wieder Beschwerden haben. Wir wenden uns an Experten mit der Bitte um ihre Meinung ob - der Terminus Gallenwegsdyskinesie überhaupt gerechtfertigt ist und einen definierten Inhalt hat; - im bejahenden Falle eine positive Diagnose möglich ist und worauf diese beruht (diagnostische Methoden und Kriterien) ; - es - wenn beide Fragen bejaht werden - eine rationale und erfolgversprechende Therapie gibt. Schließlich: Was folgt daraus für den Hausarzt? Wann soll er an eine Gallenwegsdyskinesie denken was dann tun welche Untersuchungen veranlassen und wie den Kranken beraten? An der Umfrage beteiligten sich - MR Prof. Dr. sc. med. Rudolf Arendt Leiter der Gastroenterologischen Abteilung der Klinik für Innere Medizin der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock - MR Prof. Dr. sc. med. Walter Nowak Direktor der Klinik für Chirurgie der Medizinischen Akademie Erfurt - MR Prof. Dr. sc. med. Rüdiger Nilius Direktor der Klinik für Innere Medizin der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg - Prof. Dr. sc. med. Klaus-Ulrich Schentke Direktor der Klinik für Innere Medizin der Medizinischen Akademie "Carl Gustav Carus" Dresden. Rudolf Arendt Der Begriff der Gallenwegsdyskinesien ist lange Zeit nicht viel mehr als eine Arbeitshypothese gewesen für die Arzt und Patient aber dankbar waren denn sie lieferte beiden die benötigte Erklärung für Oberbauchbeschwerden die ihrem Charakter nach auf die Gallenwege hingewiesen für die sich aber mit den vorhandenen diagnostischen Mitteln keine morphologische Ursache finden ließ. Die Diagnose "Gallenwegsdyskinesien" war also (und ist üblicherweise noch) eine Ausschlußdiagnose - und damit im Grunde keine richtige Diagnose sondern eine Vermutung. ... wt

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