Zukunftsperspektiven der Kurortmedizin* |
Journal/Book: Heilbad u. Kurort 40 (1988) 5 156-158. 1988;
Abstract: Professor Dr. med. Edward Senn Institut für medizinische Balneologie und Klimatologie der Universität München München *Vortrag am 26. 2. 1988 im Rahmen der Vorlesung "Kurortmedizin" an der Ludwig-Maximilians-Universität München Die Geschichte der Medizin zeigt mit aller Deutlichkeit daß die Menschen aller Zeiten versuchten nicht nur mit naturwissenschaftlichen sondern ergänzend auch mit geisteswissenschaftlichen Methoden und Gedankengängen das Wesen von Gesundheit und Krankheit zu ergründen und zu verstehen. Es ging und geht nicht nur darum strenge Beziehungen zwischen chemischen und physikalischen Ursachen und deren Auswirkungen auf Trophik und Funktionen von Geweben und Organen aufzuzeigen und therapeutisch zu nutzen sondern den Menschen auch als autonom Handelnden zu betrachten und zu verstehen der sich mehr oder weniger erfolgreich mit einer ihn fordernden und belastenden Umwelt auseinandersetzt. Es gab und gibt immer zwei Arten von Krankheiten bzw. zwei Aspekte ein und derselben Krankheit nämlich den animalen im Tierexperiment naturwissenschaftlich untersuchbaren und den anthropologischen nur unter Berücksichtigung des Einmalig-Menschlichen faßbaren Teil. Die Entwicklung der technischen Möglichkeiten hat der naturwissenschaftlichen Seite der Medizin zu ihrer unbestreitbar segensreichen und großartigen Entwicklung verholfen. Niemand möchte auf diese neugeschaffenen therapeutischen Möglichkeiten verzichten. Unter der Faszination angesichts solcher erstaunlichen Möglichkeiten und unter dem Eindruck der systematischen Erfolge der naturwissenschaftlichen Methodik ist das Nachdenken und die wissenschaftliche Bearbeitung der anthropologischen allein nur mit geisteswissenschaftlichen Methoden faßbaren Seiten menschlicher Krankheiten in den Hintergrund gedrängt worden. Die methodologischen Möglichkeiten zur Erforschung dieser Seite des Gesund- und Krankseins wurden vernachlässigt. Noch heute werden die experimentellen Ergebnisse solcher Untersuchungen auf anthropologisch-geisteswissenschaftlichem Gebiet welche durch Leistungstests Fragebögen Verhaltensbeobachtungen Patientenzeichnungen oder Interviews entstehen als sog. "weich" und damit zweitrangig bezeichnet. . . .
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