Zur Geschichte des Seeheilbades Westerland |
Journal/Book: H u K 39 9-10/87 S. 234-236. 1987;
Abstract: Dr. med. Ernst-Günter Schultze Kinderarzt Badearzt Wyk auf Föhr Während in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts an den Küsten von Ost- und Nordsee überall Badeorte gegründet wurden ließ man sich auf Sylt damit noch Zeit. Hierfür mag es mancherlei Gründe gegeben haben. Zwar badeten die Sylterinnen und die Sylter schon seit langem - von der Vortrefflichkeit des Seewassers und des Wellenschlages überzeugt - zwecks Reinigung und Kräftigung des Körpers im Anschluß an staubige Arbeiten vor allem nach dem Dreschen bis spät in den Herbst hinein "allen Staub und Schmutz oder sonstigen gesammelten Krankheitsstoff abzuspülen im reinen kühlen stärkenden Meere". Auch hatte König Christian VIII. von Dänemark von seiner Sommerresidenz in Wyk auf Föhr aus das damals ebenfalls von Dänemark verwaltete Sylt besucht und dort auch gebadet. Wie der zeitgenössische Chronist C. P. Hansen berichtet fanden sich auch schon 1854 und 1855 nicht nur Sommergäste sondern auch "Kranke und Verlähmte" auf der Insel ein um die Heilkraft der Nordsee zu prüfen. Von 1856 bestand sogar eine - inzwischen durch einen Brand vernichtete - Gästeliste mit eigenhändig verzeichneten 34 Besuchern Westerlands. Wie so häufig kam es aber zu einer eigentlichen Badgründung wieder einmal durch einen Auswärtigen. Der Altonaer Arzt Dr. Gustav Roß kam als Gast nach Westerland und veranlaßte 1856 die Gründung einer Gesellschaft Westerländer Bürger die ab 1857 ein Haus zur Betreuung der Badegäste mietete. Direktor der Einrichtung wurde der Westerländer Wulf Manne Decker der sich um die Genehmigung des Bades bei der Regierung in Kopenhagen bemühen mußte sich um die nötigen Einrichtungen des Bades kümmerte und vor allem auch gegen Widerstände innerhalb des Ortes anzukämpfen hatte. Waren doch die Einwohner Westerlands durchaus nicht für eine solche Gründung denn sie fürchteten einerseits für die guten Sitten andererseits sahen sie eine Gefahr für die Freiheit. Auch Kopenhagen ließ sich mit der Konzession lange Zeit denn dort wollte man keine Konkurrenz zum dänisch ausgerichteten Wyk zumal nach Sylt hauptsächlich Deutsche kamen. Man ließ sich in Westerland aber den Mut nicht nehmen baute nach und nach die notwendigen Badekarren legte etwas vom Ort abgesetzt das Damenbad und - getrennt davon - das Herrenbad an errichtete die ersten Hotels "Dünenhalle" (1858) und "Strandhotel" (1859). Dr. Roß hatte nicht nur bei der Grundsteinlegung der "Dünenhalle" am 27. September 1857 eine zündende Rede gehalten er sorgte auch hinfort bis zu seinem Tode 1861 mit informativen Schriften für das Bekanntwerden des jungen Seebades. ... ___MH
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