Grundsätzliches zur Objektivierung von Wirkung und Wirksamkeit bei Mineralbädern. |
Journal/Book: Heilbad Kurort 38 (1986) 310-311. 1986;
Abstract: Institut für Medizinische Balneologie und Klimatologie der Universität München Zusammenfassung / J. C. CORDES (Bad Lausick) Die klassische Balneotherapie dürfte durch pädagogische psychologische und sozialmedizinische Aspekte bereichert in eine umfangreiche Kurortmedizin übergegangen sein. An naturwissenschaftlichen Kriterien orientiert sollten mit adäquater Versuchskonzeption Wirkungsweise und vor allem Wirksamkeit der ortsgebundenen Heilmittel durch statistisch bearbeitete Ergebnisse nachgewiesen und etwas über die Relevanz des erreichten Therapieerfolgs ausgesagt werden. Dabei ist es primär unerheblich so der Autor ob Sofortwirkungen d. h. unmittelbar während oder kurz nach der Anwendung auftretende Änderungen erfaßt werden oder auf die Ermittlung von adaptativen Vorgängen und Kureffekten oder gar auf längerfristige Therapieerfolge untersucht wird. Dabei wird auf Objektivierung der zu untersuchenden Funktionsgrößen möglichst mit quantitativ messenden und standardisierbaren Verfahren entscheidender Wert gelegt. Allein die Immersion entfaltet Auftrieb und hydrostatische Effekte Kreislaufeffekte hämodynamische Reaktionen im Bad die am vielseitigsten untersucht seien. Auffällig ist dabei die Verlagerung von Blutvolumenanteilen aus der Peripherie in thorakale Gefäßabschnitte mit der Konsequenz der Erhöhung des Schlagvolumens des Herzzeitvolumens Senkung der peripheren Kreislaufwiderstände und Steigerung der Diurese. Neuentdeckt sind zu diesem letzten Effekt die sogenannten atrialen natriuretischen Faktoren (ANF) denen eine Ursache für die Baddiurese zugeschrieben wird: blutvolumenregulatorische Hormone werden in den Vorhöfen des Herzens gebildet gespeichert und unter den Bedingungen der Badimmersion vermehrt in den Kreislauf abgegeben. Untersuchungen belegen daß Fließeigenschaften des Blutes die in der Organ- und Gewebsdurchblutung eine große Bedeutung haben durch Bäder positiv zu beeinflussen sind und zwar wohl infolge intravasaler Dilutionseffekte. Die außerordentlich geringe Eindringfähigkeit und Resorption von Badinhaltsstoffen über die Haut macht eine spezifische Bäderwirkung von vornherein wenig wahrscheinlich. Auch Änderungen des Hautmilieus Osmose Elution von Stoffen und Wasserdampfabgabe seien nicht bewiesen. Beim CO2-Bad sei eine Temperatur von 34°C ausgeprägt blutdrucksenkend. An der Beobachtung der Mikrozirkulation mit der Laser-Doppler-Flußmessung wurden als Schwellenkonzentration etwa 400-600 mg CO2/l H2O ermittelt. Die Wirkung nahm bis etwa 1600 mg CO2/l H2O linear zu bei höheren Konzentrationen nicht mehr. Das Erythem bei CO2-Einwirkung trat mit einer Latenz von 0 5-1 min auf und verschwand nach der Probe innerhalb weniger Minuten. Die Wirkung ist bei höherer Temperatur stärker. Bei peripherer arterieller Verschlußkrankheit ließen sich durch CO2 oftmals noch gefäßerweiternde Reaktionen hervorrufen. Das in die Haut eindringende Kohlendioxid nimmt Einfluß auf ein Phänomen der Mikrozirkulation die Vasomotion das sind spontan rhythmische Durchblutungsschwankungen der Mikrozirkulation im Sinne eines ständigen Wechsels zwischen Gefäßerweiterung und Gefäßverengung in den kleinen arteriellen Blutgefäßen. Vasomotion wird heute als Schlüsselphänomen der Mikrozirkulation betrachtet (Blutverteilung Flüssigkeits- und Stoffaustausch und Lymphbildung in der Endstrombahn). Die Vasomotion wird in der Haut durch CO2-Bäder stark und temperaturabhängig angeregt. ___MH
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