Sozialmedizinische Aspekte der Kurortbehandlung |
Journal/Book: In: AMELUNG W. & G. HILDEBRANDT (Hrsg.): Balneologie und medizinische Klimatologie. Band 3. Springer-Verlag Berlin - Heidelberg - New York - Tokyo 1986 S. 171-195. 1986;
Abstract: 1. Zur Sozialgeschichte der Kuren und Kurorte In der Antike war - wie im ganzen vorderen Orient - die Nutzung der Bäder und Kurorte kein Privileg. Das Bäder- und Kurortwesen war öffentlich organisiert. Die Kurorte Griechenlands waren auf Massenversorgung eingestellt und die Bäder Roms Mittel der allgemeinen sozialen Befriedigung (vgl. HARTMANN 1978). Auch im Mittelalter gehörte das Baden zu den gemeinschaftsstiftenden Veranstaltungen und war nicht auf ständische Bevölkerungsschichten begrenzt. Erst in der Neuzeit besonders im Zeitalter des Barock und des aufgeklärten Absolutismus wurde der Kuraufenthalt zu einem feudalistisch geprägten gesellschaftlichen Ereignis das ganz überwiegend ein Privileg der Oberschichten darstellte. Diese Prägung des Kurwesens durch die feudalen und später großbürgerlichen Schichten hat auch in Architektur und Literatur ihren Niederschlag gefunden (vgl. dazu v. FERBER 1969). Im Zuge der fortschreitenden Demokratisierung der Gesellschaft wurden Nutzen und Vorteil eines Kuraufenthaltes auch von breiteren Schichten beansprucht. Bürgerliche Mittelschichten und mit der Einführung der Sozialversicherung auch die Arbeiter übernahmen dabei zunächst die Erwartungs- und Verhaltensmuster der feudalistischen Kuren wozu u.a. auch das Angebot von Kunst Bildung und Mode am Kurort zählt (vgl. HARTMANN 1978). Die in den letzten zwei Jahrhunderten vor sich gegangene gesellschaftliche Umwertung der Kurorte des Kurbetriebs und der Kurgestaltung ist an verschiedenen charakteristischen Symptomen abzulesen. Sie lassen erkennen daß das Kurwesen an allen gesellschaftlichen und gesundheitspolitischen Entwicklungen teilgenommen hat. . . .
© Top Fit Gesund, 1992-2024. Alle Rechte vorbehalten – Impressum – Datenschutzerklärung