Über 130 Jahre Kneipp-Therapie 90 Jahre Kneippärztebund

Journal/Book: H u K 36 5/84 S. 133-135. 1984;

Abstract: Bad Münstereifel Nach harter Jugendzeit erkrankte Ende der vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts der Theologiestudent Sebastian K n e i p p (geboren am 13. Mai 1821) an einer Lungenschwindsucht mit Bluthusten der Krankheit Nr. 1 zu damaliger Zeit. Im Ringen um seine Gesundheit vor allem auch im Hinblick auf sein Lebensziel katholischer Priester zu werden fand er in der Münchener Bibliothek das im Jahre 1337 erschienene Buch der Schweidnitzer Ärzte S. H a h n und Sohn ("Wasserhähne") über "Die wunderbare Heilkraft des frischen Wassers . . ." und führte danach hydrotherapeutische Maßnahmen an sich aus mit dem Erfolg daß er die schwere Krankheit überwand wobei sein Gesundungswille wahrscheinlich auch eine wichtige Rolle mitgespielt hat. 1852 wurde Sebastian K n e i p p zum Priester geweiht 1855 kam er als Beichtvater an das Dominikanerinnen-Kloster nach Wörishofen wo er bis zu seinem Tod am 13. Juni 1897 eine überaus segensreiche Tätigkeit entfaltete. Das positive Eigenerlebnis mit den Wasseranwendungen sowie das von tiefer Religiosität getragene Grundanliegen von K n e i p p auch anderen Menschen zu helfen ("Ratet und helfet einander!") waren für ihn Veranlassung die heute nach ihm benannte Kneipp-Therapie zu konzipieren und praktizieren. Sein Verdienst ist es die uralte Behandlungsform der Wasserbehandlung zu einem hochdifferenzierten und damit individuell dosierbaren System der Hydro- und allgemeinen Balneotherapie auszubauen - und dieses dann durch Einbeziehung weiterer klassischer Naturheilverfahren (Phytotherapie Bewegungstherapie Ernährungstherapie und vor allem Ordnungstherapie) zu einem umfassenden Konzept einer naturgemäßen Lebens- und Heilweise zusammenzufassen. Das Lebenswerk von Sebastian K n e i p p spiegelt sich wider in den Titeln seiner drei Bücher: 1866 Meine Wasserkur 1889 So sollt Ihr leben 1894 Mein Testament. In diesem Konzept der Kneipptherapie spiegeln sich deutlich Grundgedanken des hippokratischen Begriffes "diaita" im Sinne von gesunder Lebensführung wider wobei es interessant ist kurz darauf hinzuweisen daß K n e i p p - bewußt oder unbewußt - dieses Anliegen zu einer Zeit aufgriff als die Medizin die Naturheilkunde zum Teil vergaß und sich mehr und mehr der naturwissenschaftlichen Medizin zuwandte. ... ___MH

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