Eine Wanderung durch die Geschichte der Kunst in Bad Wildungen |
Journal/Book: H u K 37 9/84 S. 310-313. 1984;
Abstract: Professor Dr. med. Theodor SchuItheis Bad Wildungen Der Kurgast erwartet in einem Heilbade nicht unbedingt eine Begegnung mit der Geschichte der bildenden Künste. Eher denkt er an eine literarische Verarbeitung des Kurerlebnisses sei es in Brief- oder Romanform; so etwa wie Michel de Montaigne Tagebuch einer Badereise 1580/81 oder Jahrhunderte später Hermann Hesse Der Kurgast ( 1924). Vielleicht freut sich der Gast auch auf die musikalischen Interpretationen durch die Kurkapelle oder gastierende Künstler. Die Werke bildender Künstler und Architekten sind in Bad Wildungen weit verstreut. Der kunstgeschichtlich interessierte Fremde wird aber hervorragende Beispiele aus fast jeder Epoche finden können. Die Zeugnisse der vor- und frühgeschichtlichen Perioden sind im Heimatmuseum gesammelt. Die dörfliche Besiedlung unserer Region erfolgte innerhalb der romanischen Kunstepoche wovon in den umliegenden Dörfern romanische Wehrkirchen zeugen wie auch einige Exponate im Museum. Dieses ist in einem prächtigen Fachwerkbau untergebracht der vom Zimmermeister Zimmermann 1682 errichtet worden ist. Der Stil der frühen Gotik wird von der Stadtkirche (Baubeginn 1268) vertreten. Absoluter Höhepunkt der Wildunger Kunstgeschichte ist darin die hochgotische Altartafel des Meisters Konrad v. Soest seit 1403 unbewegt an diesem Platz. Die Darstellung der Weihnachtsgeschichte dieses Werkes ist weltbekannt wie eine Weihnachtsbriefmarke des südamerikanischen Staates Paraguay beweist. Im Kirchenraum vermittelt das 1579 von Andreas Herber gefertigte Grabmal des waldeckischen Grafen Samuel das reine Stilgefühl der Renaissance. Für den im Kampfe gegen die Türken auf Kreta gefallenen Grafen Josias von Waldeck schuf der Barockbildhauer Heinrich Pape aus Giershagen dessen Werke viele westfälische Kirchen zieren 1634 ein imposantes großflächiges Grabmal. Mit allen Attributen barocker Kunst wird das Schicksal dieses Kriegers erzählt. Früher Klassizismus noch dem Barock verpflichtet charakterisiert das gegenüberliegende Denkmal von Christoph Kraus für den Fürsten Karl von Waldeck † 1763. Das ehemals waldeckische Schloß Friedrichstein beherbergt profane Kunstschätze. 1663 bis 1674 hatte der Baumeister Emanuel Brand aus Mengeringhausen den weitgehenden Abbruch der mittelalterlichen Burg durchgeführt und den Hauptbau des vom Grafen Josias geplanten Residenzschlosses erstellt. Der Kriegstod des Grafen hielt das Werk auf das erst durch die Baumeister des Fürsten Friedrich Anton Ulrich Regent in Arolsen um 1720 im sparsamen waldeckischen Barock vollendet wurde. Die bemerkenswerten Stuckarbeiten führte Andrea Gallasini aus der später der Baumeister der Fasanerie" in Fulda wurde. Zwei barocke Deckengemälde kürzlich bestens restauriert schuf Carlo Castelli. ... ___MH
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