Die Bedeutung der Kur in der Rehabilitation und in der Prävention*) |
Journal/Book: H u K 38 10/84 S. 378-382. 1984;
Abstract: Dr. med. Christoph Kirschner Bad Neuenahr *) Erstveröffentlichung in der Zeitschrift "Der medizinische Sachverständige" 6/1979 Gentner Verlag Stuttgart. Viele Patienten reisen zur Kur mit Vorstellungen und Erwartungen die vielfach nicht kurgemäß sind. Sie sind schlecht auf ihre Aufgaben in der Kur vorbereitet. Das ist eigentlich nicht verwunderlich denn auch manche Ärzte stellen die Indikation für eine Kurbehandlung nach wissenschaftlich unzureichenden Vorstellungen von den Grundlagen dieser besonderen Behandlungsform. Das Einweisungsverfahren zur Kur programmiert aber in weiten Bereichen Erfolg und Mißerfolg der Kur. In den therapeutischen Handlungsvollzügen der ärztlichen Praxis herrscht heute noch weitgehend ein einfaches mechanistisches eindimensionales kausales Krankheitsverständnis vor das von der pathologischen Anatomie geprägt wurde. Dieses Krankheitsverständnis wird auch strukturell fixiert durch die Organzentrierung vieler Spezialfächer der Medizin. Der technische Fortschritt und die Möglichkeiten und Erfolge von Therapie durch medizinische Heiltechnik ließen die Bedeutung der naturgemäßen Heilmethoden in der Vergangenheit verblassen und sogar als überholt erscheinen denn sie beruhen auf ganz anderen Aspekten eines Gesundheits- und Krankheitsverständnisses. Prävention und Rehabilitation sind traditionelle Aufgaben aus der Sozialmedizin die ebenfalls allein nach dem eingeschränkten organzentrierten Krankheitsmodell der pathologischen Anatomie nicht gelöst werden können. Das Gesundheits- und Krankheitsverständnis in der Kurmedizin ein Leitfaden für die Kurindikation Das kybernetische dynamische Gesundheitsverständnis und ein kybernetisches Krankheitsmodell fundieren heute erneut die Kurmedizin und eröffnen ein vertieftes Verständnis ihrer Methoden die die Indikation zu einer Kur bestimmen. Karl-Friedrich v o n Weizsäcker sieht Gesundheit als Ausdruck eines optimalen Angepaßtseins des Organismus mit seinen komplexen ineinander verzahnten Regelsystemen an die Norm des Lebens in einer gegebenen Umwelt welche als ökologische Nische bestimmbar ist. Krankheit versteht er als parasitäres Regelsystem innerhalb des größeren Regelsystems des Organismus das um eine der Krankheit eigene Norm kreist. Das um die Krankheitsnorm schwingende Regelverhalten der Krankheit schwingt im Prozeß der Heilung entweder auf den Sollwert der größeren organischen Regelsysteme zurück oder erreicht ein solches Maß an Eigenverhalten innerhalb der übergeordneten Regelgrößen des Organismus daß dieses System zusammenbricht und den Tod zur Folge hat. Dieses theoretische Modell von Gesundheit und Krankheit eröffnet ein zutreffendes Verständnis der Kurmedizin der Prävention und der Rehabilitation. Was in der Therapie der Kurortmedizin in der Vergangenheit als Umstimmung als Stärkung der Abwehrkräfte als Anregung der Selbstheilungskräfte sehr vage umschrieben wurde das wird hier definiert als Stärkung der übergeordneten Regelsysteme des Organismus die das parasitäre Regelsystem der Krankheit stören daß es auf den Sollwert des größeren organischen Regelsystems zurückschwingt. ... ___MH
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