Der neue Kurgast - Gedanken zum Zielgruppenmarketing im Kur- und Bäderwesen |
Journal/Book: H u K 36 4/84. 1984;
Abstract: Professor Dipl. Kfm. Erich Alfred Häussermann Sigmaringen Die Stimmung im Kur- und Bäderwesen ist gedrückt wenn auch beim näheren Hinsehen durchaus differenziert: von einer katastrophalen Entwicklung" bis zu leicht reduzierten Erwartungen" reicht das Meinungsspektrum bei den Betroffenen. Bei der BfA ist die Zahl der genehmigten Kuren 1982 gegenüber dem Vorjahr um 35 Prozent zurückgegangen auch bei anderen Sozialversicherungsträgern sind erhebliche Einbußen zu registrieren. Natürlich gibt es z. T. wieder Lockerungen von der schwer angezogenen Schraube des Kostendämpfungsgesetzes aber Optimismus ist schon deshalb nicht angebracht weil wegen der Angst um den Arbeitsplatz die Zahl der Kuranträge erheblich zurückgegangen ist. Viel wird in den Kurverwaltungen von dem "neuen" Kurgast gesprochen; verkürzt handelt es sich um einen Gast der zahlungskräftig und gesundheitsbewußt Kur- und Badeorte aufsucht was seiner Gesundheit gut tut dabei aber in der Regel viel kürzer sich am Ort aufhält als dies bei klassischen vier- bis sechswöchigen Kuren der Fall ist. Es können wenn dann natürlich viel öfter wiederholt sogar tageweise Aufenthalte sein. Rasch taucht die Frage auf: wie sieht dieser "neue" Kurgast bei genauerem Hinsehen aus welche Variationen innerhalb dieser Zielgruppe gibt es und vor allem welche möglichen Erwartungshaltungen dieses Gastes gibt es? Selbstverständlich ist das kein Parsival den es nur zu entdecken gilt vielleicht über einen neuen Töpferkurs und schon werden Defizite in der Belegung von Betten und Kureinrichtungen wieder ausgeglichen. Der .neue" Kurgast wie immer er auch aussehen mag und wie immer er angesprochen wird ist keine Geheimwaffe sondern wird reduzierte Kapazitätsnutzungen nur in eingeschränktem Maße verbessern. Denn: er war vermutlich schon bisher gesundheitsbewußt außerdem ist die Konkurrenz der Kur- und Badeorte untereinander mehr als munter. Dazu kommt eine wachsende Substitutionskonkurrenz sei es durch Quasikurorte bzw. Einrichtungen sei es durch Heimkuren (die auf der Basis chemisch-physikalisch-elektronischer Weiterentwicklungen nicht übersehen werden dürfen) mit einem hohen Anteil betreuungsfreier Anwendungen. Trotzdem ist dieser neue" Gast gleich welche quantitative Bedeutung er haben wird hochwillkommen weil sich sein Besuch auch bei kleineren Zahlen bei den extrem hohen Fixkosten der Kureinrichtungen ertragswirtschaftlich positiv auswirken wird. Dazu kommt vermutlich noch folgendes Prinzip des self-fullfilment: der neue Gast eher zwischen 36 und 56 Jahre alt als zur älteren Generation zählend dürfte sich dann wohler fühlen wenn es aus seiner Generation mehr Kurgäste gibt denn Kur ist in hohem (und vermutlich steigendem Maße) auch Kommunikationserwartung. Über den medizinischen Aspekt eines Kururlaubes ist in dieser Zeitschrift schon geschrieben worden. ___MH
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