Einheit und Ganzheit des Menschen als Perspektive kirchlichen Handelns am Kurort. |
Journal/Book: H u K 36 7/84 S. 213-222. 1984;
Abstract: Pfarrer Dr. Ulrich Eibach Bonn Einleitung Der Deutsche Bäderverband der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland und die Deutsche Bischofskonferenz haben gemeinsam die Erklärung "Kur und Kurseelsorge" herausgegeben in der Empfehlungen für den Dienst der Kirchen im Kurgeschehen gegeben werden. Es wird dort zu Recht nach dem die Kur und die Kurseelsorge leitenden Menschenbild gefragt und auf ein christlich geprägtes Verständnis vom Menschen Bezug genommen. Dabei springen vor allem drei Gesichtspunkte ins Auge: Erstens die immer wiederkehrende Rede von der Ganzheit des Menschen zweitens die Andeutung zum Gesundheitsverständnis und die damit verbundenen Vorstellungen von Therapie und Seelsorge und drittens das gegen die Bewertung nach Leistung und Nutzen abgegrenzte Verständnis von der Würde des Menschen. Im folgenden sollen diese anthropologischen Aussagen etwas näher untersucht werden und dabei einige Kriterien und Leitlinien für die Praxis der Kurseelsorge und ihr Zusammenwirken mit anderen Berufszweigen des Kurwesens herausgestellt also in Grundzügen eine theologische Praxistheorie der Kurseelsorge erarbeitet werden. Dabei werden die sozialethischen Probleme des Kurwesens weitgehend außer Betracht gelassen. Welches Menschenbild leitet die Kurseelsorge? 1. Was heißt: Ganzheit und ganzheitliche Sicht des Menschen? Die Forderung nach einer ganzheitlichen Betrachtung des Menschen begegnet uns seit Jahren sowohl in der Theologie wie auch in der Kritik an der hauptsächlich von naturwissenschaftlichem Denken geprägten Medizin deren methodische Prinzipien die Isolation und die Quantifizierung sind. Dies führte - unterstützt durch den massiven Einsatz medizinisch-technischer Geräte und die zunehmende Spezialisierung in der Medizin dazu das anatomische und physiologische Defekte isoliert wurden nicht einmal mehr die gesamte körperliche Befindlichkeit geschweige denn der ganze Mensch in seinen leiblichen seelischen und sozialen Lebensdimensionen in Blick kommt. Krankheit soll möglichst wie Schäden an einem technischen Gerät diagnostiziert und repariert werden. Die Kritik an dieser Art Medizin ist so verbreitet und bekannt daß sie nicht weiter ausgeführt werden muß. Zu ihrer Begründung beruft man sich zu Recht auf die Erkenntnisse der psychosomatischen Medizin und man verweist darauf daß mehr als die Hälfte aller somatischen Störungen psychisch und psychosozial bedingt oder mitbedingt sind. Die Erwartung daß wenigstens das Kurwesen eine Korrektur der einseitig somatischen Betrachtung vornimmt die seelischen und sozialen Ursachen und die Bedeutung und Folgen einer Krankheit in Blick nimmt und so eine ganzheitliche Betrachtung des Menschen anstrebt ist daher verständlich und berechtigt. ___MH
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