Kurgastbetreuung - ein Modell in Bad Steben*) |
Journal/Book: H u K 38 10/89 S. 409-410. 1984;
Abstract: Sieglind Dreyer Bad Steben *) Ein Beitrag zum "therapeutischen Gesamtkonzept" der offenen Badekur. Jeden Morgen wenn ich zwischen 9.30 und 10.00 Uhr in die Trinkhalle komme denke ich oft an Eugen Roths Verse: "Es ist ein wirklich großer Kummer die Welt wird lauter und doch stummer. Wo sprechen sich die Menschen noch herzhaft an? Die Damen sitzen gleich der Mimose - sich häufig in die Abwehrpose! Die Herren mit schmetternd knappem Gruß ziehen ein den vorgestellten Fuß. Wie oft blicke ich in müde, teilweise abgestumpfte und gelangweilte Gesichter. In gehe jedoch dann freundlich auf den Gast mit einem fröhlichen Gruß Guten Morgen" zu und schaue ihn an. Ich frage ihn nach seinem Befinden. Dabei stelle ich mich als Kurgastbetreuerin vor! Der Gast ist zunächst verdutzt schaut mir in die Augen und plötzlich lächelt er dankbar daß er angesprochen wird. Auf meine Frage erfahre ich häufig dieses oder jenes Anliegen. Dann erkläre ich ihm das jeweilige Tagesprogramm das ich für die Gäste erarbeitet habe. Auf alle Tische in der Trinkhalle lege ich einen entsprechend grafisch gestalteten Werbezettel meines Angebots. - Plötzlich könnte man wieder an Eugen Roth denken: "So ist der Mensch nicht selten verdutzt - doch unversehens er den schlauen Rat genutzt!" Als ich diese Tätigkeit vor gut eineinhalb Jahren begann wußte ich zunächst noch nicht genau was Kurgastbetreuung alles beinhaltet. Es waren zwei Programmpunkte die ich den Gästen anzubieten hatte: Kreativer Tanz sowie Lese- und Gesprächskreise. Mittlerweile sind sechs weitere hinzugekommen die ich nach den Bedürfnissen der Kurgäste entwickelt habe. Zwischen den Veranstaltungen finden Einzelgespräche für die Kurgäste statt und meine Vorbereitungen der einzelnen Programme. Generell jedoch offen für die Bedürfnisse der Gäste zu sein und auch andere Kontakte für sie mit Gleichgesinnten herzustellen (z. B. englisch oder französisch sprechende Konversationsgruppen Bridge Canasta etc.) habe ich bald als genau so wichtig erkannt. An dieser Stelle möchte ich etwas zu meinen Berufen sagen. Ich bin seit einigen Jahren Sozialpädagogin grad. mit den Schwerpunkten Medienpädagogik Psychologie und Soziologie. In zusätzlichen Kursen haben ich mich später mit der Gruppenpädagogik befaßt sowie einer Zusatzausbildung im kreativen Tanz und Elementen aus der Bio-Energetik. Im ersten Beruf war ich Krankenschwester mit zehn Jahren Berufserfahrung vorwiegend in Herzspezialabteilungen und Innerer Medizin davon vier Jahre in U.S.A. Dort habe ich die Ganzheitstherapie des Menschen im Krankenhaus kennengelernt und als sehr positiv empfunden. Das hat mich später hier in Deutschland zum Wechsel meines Berufes bewogen. Bevor ich meine Tätigkeit in Bad Steben aufgenommen habe arbeitete ich vorübergehend freiberuflich für eine Werbeagentur und später auf journalistischem Gebiet bei einer Tageszeitung. ... ___MH
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