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November 2024

Zur Beurteilung von Änderungen des Körpergewichtes bei thalassotherapeutischen Kinderkuren

Journal/Book: Z. Physiother. 32 (1980) 333-342. 1980;

Abstract: Forschungsinstitut für Balneologie und Kurortwissenschaft Bad Elster (Direktor: OMR Prof. Dr. med. habil. H. Jordan) Ein Erfolg oder Mißerfolg von Kinderkuren an der Seeküste wird vorzugsweise an der Entwicklung des Körpergewichtes während der Kurzeit gemessen. Im Adoleszentenalter kann das Körpergewicht als ein aussagefähiger Indikator angesehen werden der sich der Altersentwicklung folgend als progressive Zunahme abzeichnet. In seiner Beziehung zur Körperhöhe wird das Körpergewicht aber gleichzeitig zu einer einfachen biologischen Meßgröße die in ihrer ganzen Komplexität wertvolle Rückschlüsse auf den jeweiligen Entwicklungsstand der Kinder erlaubt. Nicht nur bestimmte Körperindices für einzelne Altersklassen lassen sich daraus ableiten sondern aus der Relation Körpergewicht/Körperhöhe können auch unterschiedliche Fehlentwicklungen in bestimmten Körpergewichtsklassen und Altersgruppen erkannt werden. Gewichtsveränderungen sind dabei allerdings bei der extrem hohen interindividuellen Variabilität der Körpergewichte besonders kritisch zu beurteilen wobei unbedingt nur vergleichbare Ausgangswerte zueinander in Beziehung gesetzt werden dürfen. Die folgenden Körpergewichtsmessungen wurden während 2 Winterkurdurchgängen im Kindersanatorium "Erich Steinfurth" in Zinnowitz (Usedom) durchgeführt. Zu diesen Heilkuren wurden Kinder aufgrund der allgemeinen Indikation "Erkrankungen der Atemwege" eingewiesen. Dabei dominierten vorwiegend Erkrankungen der oberen Abschnitte. Die Therapie konzentrierte sich hauptsächlich auf Klimatherapie Freiluftbehandlung und Gymnastik. Eine zusätzliche das Körpergewicht beeinflussende diätetische Behandlung erfolgte nicht. Die Körpergewichtsmessungen wurden auf 0 1 kg genau vorgenommen. Eine Übersicht über Alter Körpergröße und -gewicht der Kinder vermittelt Tabelle 1. Der Altersschwerpunkt liegt für die Jungen bei 13 Jahren für die Mädchenetwas früher bei 12 Jahren. Im Körpergewicht ist bei den Mädchen die 40-kg-Gruppe betont bei den Jungen dagegen die 30-kg-Gruppe. Bei der Körperhöhe dominiert bei den Jungen die Gruppe 150 cm. Die Mädchen streuen dagegen stark über mehrere Höhenklassen. Die zur Kur eingewiesenen Mädchen sind also etwas kleiner als die Jungen und weisen im Verhältnis zur Körperhöhe ein höheres Körpergewicht auf. Übersicht über die beiden Kurdurchgänge ______________________________________________________________ Kurzeit Tage Jungen Mädchen 1.Wiegetag Letzter Wiegetag ______________________________________________________________ 8.11.bis 20.12.69 40 24 24 10.11.69 19.12.69 9.1. bis 17.2.70 37 25 25 10.01.70 15.02.70 Tabelle 1. Übersicht über Alter Körpergewicht und Körperhöhe der 98 Kurkinder nach Jungen und Mädchen ___________________________________________________ Altersverteilung (Lebensjahre) _______________________________________ 10 11 12 13 14 15 16 ___________________________________________________ Jungen - 4 11 18 14 2 1 Mädchen 4 10 14 11 8 1 - ___________________________________________________ Gesamt 4 14 25 29 22 3 1 ___________________________________________________ Körpergewicht (Kilogramm) ____________________________________ 20 30 40 50 60 70 _______________________________________________ Jungen 2 23 12 9 2 1 Mädchen 6 18 16 6 1 2 _______________________________________________ Gesamt 8 41 28 15 3 _______________________________________________ Körperhöhen (Zentimeter) ____________________________________ 130 140 150 160 170 180 _______________________________________________ Jungen 1 8 25 9 5 1 Mädchen 8 14 15 12 - - _______________________________________________ Gesamt 9 22 40 21 5 1 _______________________________________________ 1. Entwicklung des Körpergewichtes während der Kur Aufgrund der Messungen am 1. Wiegetag errechnet sich am Kuranfang für alle 98 Kinder ein durchschnittlicher Wert von 42 059 kg. Am 37. Kurtag ist das Gewicht auf einen mittleren Wert von 42 915 kg angestiegen. Diese Gewichtszunahme von 856 Gramm pro Kurkind muß in Beziehung zur allgemeinen altersmäßigen Entwicklung beurteilt werden. Aufgrund von Erhebungen 1967 hat OEHMISCH für die jährlichen Zuwüchse der einzelnen Altersklassen nach Geschlechtern unterschieden Zahlenwerte für die Kinder der DDR veröffentlicht. Werden diese Zahlen für die Kurkinder ihren Lebensjahren entsprechend - zugrunde gelegt so ergibt sich pro Jahr (365 Tage) und pro Kurkind ein mittlerer Zuwachs von 4894 Gramm d. h. pro Tag von 13 4 Gramm. Es darf deshalb angenommen werden daß während der 37tägigen Heilkur die Kinder aufgrund des natürlichen Wachstums um 496 Gramm zugenommen haben. Von den oben errechneten 856 Gramm Gesamtzunahme verbleiben nach Abzug dieses Wertes noch 360 Gramm die mit der Kur in Verbindung gebracht und als ein Effekt derselben gedeutet werden können. Die laufende Entwicklung des Körpergewichtes anhand der täglichen Messungen(Abb.1) weicht während der Kur in einzelnen Abschnitten von dem als kontinuierlich verlaufend angenommenen Wachstumstrend ab. Bis zum 12. Kurtag bleibt das Gewicht hinter der Entwicklung zurück. Das Ausgangsgewicht wird an diesem Tag sogar ein wenig unterschritten. Nach dem 12. Kurtag steigt die Kurve stetig an. Der tägliche Zuwachs überkreuzt den natürlichen Wachstumstrend und führt am 32. Kurtag zu der maximalen Gewichtszunahme von 1070 Gramm pro Kurkind. Danach fällt mit Beginn der 6. Kurwoche das Körpergewicht nach dem Kurende hin wieder ab. Ohne Abb. 1. Mittlere tägliche Entwicklung des Körpergewichtes der 98 Kinder während der Kur in Beziehung zum Wachstumstrend und zum Körpergewicht am Kuranfang Ohne Abb. 2. oben: Mittlere tägliche Änderung des Körpergewichtes bei 98 Kindern während der Kur; unten: Streuung der täglichen Änderung des Körpergewichtes bei 98 Kindern während der Kur Ein phasenhafter Verlauf der Entwicklung des Körpergewichtes während der Kur wird an einer Darstellung der täglichen Änderungen erkennbar (Abb. 2 oben).Zeiten der Gewichtszunahme werden in gewissen Abständen immer wieder unterbrochen durch Tage mit einer Abnahme. Einzelne Zäsuren so z. B. am 10./11. bzw.11./12. Kurtag heben sich dabei besonders hervor. Dabei sei zunächst offengelassen ob für diesen Ablauf eine bestimmte Periodik ursächlich angenommen werden kann oder ob es sich um Vorgänge handelt die mit dem allwöchentlichen Therapieprogramm in Zusammenhang stehen wobei möglicherweise auch eine unterschiedliche Nahrungsaufnahme eine Rolle spielen könnte. Beide Kurgänge begannen am Wochenende. In dem einen Fall war der 1. Wiegetag ein Montag und im anderen ein Sonnabend. Einen Einblick in das reaktive Geschehen während der Kur vermittelt die Streuung der interdiurnen Änderung des Körpergewichtes (Abb. 2 unten) [4]. Ein Höhepunkt wird am 15. Kurtag verzeichnet als etwa dem Zeitpunkt an dem das Körpergewicht stärker anzusteigen beginnt. Diese erhöhte Streuung weist auf ein labiles Verhalten des Kollektives hin da neben größeren Gewichtszunahmen auch noch einzelne Gewichtsverminderungen auftreten. Erst danach kennzeichnen geringere Streuungswerte ein mehr einheitliches Verhalten. 2. Kritische Bewertung der Gesamtbetrachtung Ohne Abb.3. Beziehung zwischen Körperhöhe und Körpergewicht für Jungen und Mädchen nach den Körpermaßen der DDR (1967); Verteilung der 98 Kinder nach Körperhöhe und Körpergewicht getrennt für Jungen und Mädchen Die bisher angeführten Zahlenwerte sind Durchschnittswerte der Körpergewichtsmessungen aller 98 Kurkinder. Sie spiegeln das mittlere Verhalten dieses Kollektivs wider das in seiner vollen Komplexität mit einem einzigen Wert charakterisiert ist. Bei der Interpretation bzw. vergleichenden Betrachtungen muß deshalb immer der besondere Entwicklungsstand der Kinder hierzu in Beziehung gebracht werden. Wie die Werte auf Tabelle 1 zeigen sind in diesem Kollektiv hinsichtlich ihres Entwicklungsstandes recht unterschiedliche Kinder enthalten. Die beiden Körpermaße Körperhöhe und Körpergewicht sind in ihren Beziehungen zueinander in dem von OEHMISCH veröffentlichten Material für Kinder der DDR (1967) errechnet [3]. Sie sind für Jungen und Mädchen getrennt auf Abbildung 3 eingezeichnet. Im gleichen Maßstab sind in diese Darstellung die einzelnen Kurkinder ihren Meßwerten am Kuranfang entsprechend durch Kreuze und Kreise eingeordnet. Von den 98 Kurkindern liegen 75 das sind 76 5% rechts dieser Kurven d. h. bei zu großer Körperhöhe weisen sie zu geringe Körpergewichte aus. Bevorzugt werden also Kinder mit betontem Längenwachstum und unterentwickeltem Körpergewicht zur Kur ausgewählt. Lediglich bei den über 50 kg schweren Kindern ändert sich diese Beziehung. Hier weist jedes 2. Kind ein die Norm übersteigendes Körpergewicht auf. Dieser unterschiedliche Entwicklungsstand spielt bei der Veränderung der Körpergewichte durch die Kur eine ausschlaggebende Rolle deren Effektivitätsbeurteilung deshalb eine differenzierte Betrachtung erforderlich macht: - die Kinder müssen unter Berücksichtigung von Körperhöhe und Körpergewicht spezifiziert betrachtet werden - es dürfen nur Kinder mit einem gleichen Körpergewicht am Kuranfang miteinander verglichen werden. Nur dann wird die statistisch-biometrische Grundforderung erfüllt daß ein Material nicht nach der Größe sortiert sein darf nach der die Untersuchungen vorgenommen werden [1]. 3. Körpergewichtsveränderungen in Beziehung zu Körperhöhe und Körpergewicht Um diese Abhängigkeit zu untersuchen wurden die Kinder in Körperhöhenklassen von 10 cm und Körpergewichtsklassen von 10 kg eingeteilt. Für jede dieser Gruppen wurde die mittlere Änderung des Körpergewichtes zwischen Kuranfang und Kurende berechnet und in Gramm auf Tabelle 2 eingetragen. Tabelle 2. Mittlere Änderung des Körpergewichtes während der Kur in Gramm für bestimmte Kindergruppen nach Körperhöhe und Körpergewicht geordnet ____________________________________________________________ Körperhöhe Körpergewicht in kg in cm ----------------------------------------------------------------------------------- 20 30 40 50 u. mehr Gesamt ____________________________________________________________ 160 u. höher - - 1922 -622 225 150 - 2024 1238 -4467 1222 140 1625 971 -550 - 814 130 1225 333 - - 711 Gesamt 1425 1539 1050 -1171 809 Die Unterschiede zwischen den einzelnen Gewichtsklassen reichen von einer Zunahme von 1425 Gramm bei 20 kg Körpergewicht bis zu einer Abnahme von 1171 Gramm bei 50 kg und mehr. Sicherlich finden sich bei den niedrigeren Körpergewichten mehr Kinder mit Untergewicht während in der 50-kg-Gruppe Kinder mit Übergewicht vorherrschen so daß die Schlußfolgerung nahe läge im 1.Fall sei eine Erhöhung im 2.Fall aber eine Erniedrigung zu erwarten. Eine solche Aussage wird aber dadurch begrenzt daß sich in diesen Änderungen eine sogenannte "paradoxe" Reaktion widerspiegelt derzufolge zwangsläufig nach tiefen Werten ein Anstieg nach hohen Werten aber ein Abfall zustande kommt [1]. Ein echter therapeutischer Effekt läßt sich aus diesen Unterschieden daher ohne Vergleich mit einer echten Kontrollgruppe nicht sicherstellen. Um den statistischen Grundforderungen gerecht zu werden können nur gleiche Körpergewichtsklassen jedoch mit unterschiedlicher Körperhöhe gegeneinander abgeschätzt werden. Unter den 20 kg schweren Kindern bringen die 140 cm großen Kinder also mit einem relativ größeren Längenwachstum eine Erhöhung des Körpergewichtes um 1625 Gramm nach der Kur die kleineren mit 130 cm Körperhöhe aber nur 1225 Gramm. Deutlich heben sich auch die unterschiedlichen Körperhöhen in der 30kg-Klasse heraus. Während bei 130 cm nur eine Erhöhung von 333 Gramm verzeichnet wird steigert sich die Zunahme bei 150 cm auf das Sechsfache (2024 Gramm). Bei den 40 kg schweren Kindern wird bei einer Körperhöhe von 140 cm im Mittel sogar eine Abnahme des Körpergewichtes um 550 Gramm registriert während die l60 cm großen Kinder um 1922 Gramm zunehmen. Bei 50 kg und mehr nimmt im Mittel das Körpergewicht ab aber auch in diesem Fall verzeichnen die Kinder mit der geringeren Körperhöhe von 150 cm eine wesentlich höhere Abnahme. Der Entwicklungsstand der Kinder ist demnach bei der Beurteilung von Körpergewichtsveränderungen während einer Kur ein wichtiges Kriterium. Untergewichtige Kinder (große Körperhöhe niedriges Körpergewicht) zeigen eine stärkere Gewichtszunahme als übergewichtige (hohes Körpergewicht bei geringer Körperhöhe). Der individuelle Entwicklungsstand des Kindes wird also durch die Kur ganz allgemein so beeinflußt daß abweichende Körpergewichtsentwicklungen zur Norm hin verändert werden. Da wie oben dargestellt der größte Teil der Kinder mit einem unter der Norm liegenden Körpergewicht eingewiesen wurde ist dieser spezielle Effekt bei einer Gesamtbeurteilung besonders hoch einzuschätzen. 4. Entwicklung des Körpergewichtes während der Kur bei bestimmten Kindergruppen Um das spezielle Verhalten der Kinder bei diesen unterschiedlichen teilweise konträren Veränderungen während der Kur verfolgen zu können wurden 4 hinsichtlich Körpergewicht und Körperhöhe weitgehend homogene Gruppen gebildet (Tab.3). Tabelle 3. Übersicht über 4 ausgewählte Kindergruppen nach Alter Körperhöhe Körpergewicht und Abweichung des Körpergewichtes von den Körpermaßen der DDR (1967) _______________________________________________________________ Gruppe Anzahl Durchschnittswerte Abweichung ___________________ _____________________ ___________ Jungen Mädchen Gesamt Alter Körper- Körper- Körper- höhe gewicht gewicht _______________________________________________________________ 1.1 2 4 6 11 5 145 36 2 -0 35 1.2 7 2 9 12 4 155 36 6 -8 16 2.1 5 4 9 13 6 171 55 0 -6 27 2.2 4 4 8 13 1 161 62 7 +11 71 Bei den Gruppen 1.1 und 1.2 handelt es sich um etwas jüngere hinsichtlich des Körpergewichtes leichtere Kinder während die Kinder der Gruppen 2.1 und 2.2 durchweg über 50 kg wiegen. Den Verlauf bei geringeren Körpergewichten zeigt Abbildung 4. Das durchschnittliche Körpergewicht beträgt in den Gruppen 1.1 und 1.2 36 2 bzw. 36 6 kg. Die Kinder der Gruppe 1.1 entsprechen bei einer mittleren Körperhöhe von 145 cm etwa den DDR-Maßen 1967 während die Kinder der Gruppe 1.2 bei einer Körperhöhe von 155 cm nur ein um 8 16 kg zu geringes Untergewicht erreichen. Besonders eindrucksvoll erweist sich bei diesen Kindern ein Zuwachs von 2084 Gramm bis zum 35.Kurtag. Der Aufbau des Gewichtes erfolgt in mehreren Phasen. An 3 Terminen wird der Anstieg von Gewichtsverlusten unterbrochen: 5.- 8. Kurtag: minus 190 Gramm 17.-21. Kurtag: minus 155 Gramm 27.-30. Kurtag: minus 190 Gramm Ohne Abb. 4. Ausgewählte Kindergruppen 1.1 und 1.2 oben: Mittlere tägliche Entwicklung des Körpergewichtes während der Kur in Beziehung zum Wachstumstrend und zum Körpergewicht am Kuranfang; unten: Streuung der täglichen Änderung des Körpergewichtes während der Kur Markant erhöht sich in den beiden letzten Perioden die Streuung der interdiurnen Änderung und weist auf ein besonders labiles Verhalten hinsichtlich der Gewichtsänderung hin. Den Verlauf bei höheren Körpergewichten läßt Abbildung 5 erkennen. In Gruppe 2.2 sind die Kinder mit einem gegenüber den Standardwerten (DDR- 1967) um 11 71 kg zu hohem Körpergewicht zusammengefaßt während die Kinder der Gruppe 2.1 ein geringes Untergewicht aufweisen. Der phasenhafte Ablauf des Körpergewichtes bei Gruppe 2.1 ähnelt bei Beginn etwa dem der Gruppe 1.1 wobei allerdings bei diesen Kindern das Körpergewicht bis zum 12. Kurtag zurückgeht. Am 20. Kurtag wird auch hier wieder charakteristischerweise ein Tiefstpunkt erreicht nach dem eine Gewichtszunahme bis zum Höchststand am 32.Kurtag einsetzt. Zwar geht das Körpergewicht dann bis zum Kurende wieder etwas zurück jedoch bleibt bei diesen etwas unter dem Normalgewicht liegenden Kindern doch eine geringe Erhöhung ihres anfänglichen Körpergewichtes als Kureffekt bestehen. Abweichend davon verläuft die Gewichtsentwicklung bei den übergewichtigen Kindern der Gruppe 2.2. Nach einem stetigen Rückgang wird am Kurende eine Abnahme um 3312 Gramm verzeichnet. Lediglich während der 2. Kurhälfte markiert sich am Verhalten der Streuung der interdiurnen Änderung ein etwas labileres Verhalten. Zwischen dem 22. und 28. Kurtag wird 3mal sogar im Mittel eine leichte Gewichtszunahme ermittelt. Die Kinder dieser Gruppe 2.2 verhalten sich also ähnlich wenn auch mit umgekehrtem Vorzeichen wie die stark untergewichtigen Kinder der Gruppe 1.2. Auch dort zeichnet sich in der 2. Kurhälfte das stärkere reaktive Verhalten mit jeweils 2 Höhepunkten ab die etwa 10 Tage auseinanderliegen. Ohne Abb. 5. Ausgewählte Kindergruppen 2.1 und 2.2; oben: Mittlere tägliche Entwicklung des Körpergewichtes während der Kur in Beziehung zum Wachstumstrend und zum Körpergewicht am Kuranfang; unten: Streuung der täglichen Änderung des Körpergewichtes während der Kur Die ausgewählten Kindergruppen erscheinen zwar hinsichtlich ihres zahlenmäßigen Umfanges sehr klein aber die Ergebnisse zeigen daß sich aus diesen spezifischen Darstellungen doch sehr gezielte vergleichende Aussagen machen lassen da die Gruppen im Hinblick auf das absolute und auch relative Körpergewicht als weitgehend homogen zu betrachten sind. Gerade beim Körpergewicht ist eine solche differenzierte Betrachtung erforderlich wenn Änderungen desselben als Ergebnis einer therapeutischen Effektivität gewertet werden sollen. Bei den hier betrachteten 98 Kurkindern bewegt sich das Körpergewicht zwischen 25 1 kg und 72 9 kg. Diese beiden Grenzwerte unterstreichen die hohe interindividuelle Variabilität der Körpergewichte die konstitutionell bedingt auch am Kurende fast unverändert bestehen bleibt denn die Änderungen während der Kur erreichen im Einzelfall maximal 5 8 kg. Bei einer solchen variablen Zusammensetzung muß deshalb unbedingt der biometrisch-statistischen Grundforderung genügt werden das Datenmaterial nach dem Körpergewicht aufzugliedern und nur vergleichbare Körpergewichtsgruppen zu betrachten. Bei einer undifferenzierten Gesamtbetrachtung heben sich zwischen solchen Gruppen bestehende teilweise sogar nach dem Vorzeichen unterschiedliche Änderungen gegenseitig auf. Deshalb sind allgemeine Schlußfolgerungen nur mit großer Vorsicht zu ziehen da die Ergebnisse immer nur für das spezielle Kollektiv gelten und im Zusammenhang mit dem Entwicklungsstand der Kinder gesehen werden müssen. Zusammenfassung Bei 98 Kurkindern die ohne diätetische Behandlung einer Kur an der Ostseeküste unterzogen wurden nimmt das Körpergewicht im Mittel um 1070 Gramm über den normalen Wachstumstrend hinaus bis zum 32. Kurtag zu. Auf ein besonders labiles Verhalten weist am 15. Kurtag eine auffällige Erhöhung der Streuung der interdiurnen Änderung des Körpergewichtes hin. Diese Werte müssen in Beziehung zu diesem Kollektiv gesehen werden in dem sich mehr als 75% untergewichtige Kinder befinden. Eine zusätzliche Spezifizierung nach Körperhöhe und Körpergewicht erlaubt folgende allgemeine Schlußfolgerungen aufgrund von Körpergewichtsänderungen während der Kur in Abhängigkeit vom jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes. 1. Absolute Veränderungen während der Kur (bezogen auf gleiche Körpergewichtsklassen): - Übergewichtige Kinder vermindern ihr Körpergewicht. - Untergewichtige Kinder zeigen einen mit zunehmendem Untergewicht ansteigenden Gewichtszuwachs. 2. Körpergewichtsentwicklung im Kurverlauf: - Größere Zunahmen erfolgen in der 2. Kurhälfte. - Größere Abnahmen liegen in der 1. Kurhälfte. 3. Reaktives Verhalten während der Kur: - Kinder mit extremen Abweichungen vom Standardgewicht (sowohl positiv als negativ) zeigen eine höhere Labilität nach dem 20. Kurtag. 2 Maxima sind am 24. und am 33. Tag erkennbar. - Kinder mit nur geringer Abweichung vom Normalgewicht zeigen eine stärkere Labilität in der Zeit bis zum 20. Kurtag danach erfolgt kontinuierlicher Anstieg des Körpergewichtes. Literatur 1. BIJL W. VAN DER: Fünf Fehlerquellen in wissenschaftlich statistischer Forschung. Ann. Meteorol. (1951) 183-212. 2. JORDAN H.: Kurorttherapie - Prinzip und Probleme. Sitz.-Ber. d. Sächs. Akad. Wiss. Leipzig Bd.112 Heft 3 Akademie-Verlag Berlin 1976. 3. OEMISCH W.: Die Entwicklung der Körpermaße bei Kindern und Jugendlichen in der Deutschen Demokratischen Republik. Ergebnisse einer repräsentativen Untersuchung in den Jahren 1967-1968; unveröff. Arb.-Mat. d. Dtsch. Akad. f. ärztl. Fortbild. Sektion Soz.-Hygiene Berlin 1970. 4. WAGNER H.: Zur Rhythmik täglicher Änderungen. Z. Physiother. Leipzig 30 (1978) 237-246.

Keyword(s): Kinderkur Thalassotherapie Körpergewicht


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