Rehabilitation bei Querschnittslähmungen1 |
Journal/Book: Zschr. Physiother. Jg. 29 (1977) 19-23. 1977;
Abstract: Aus der Klinik für Rehabilitation (Chefarzt: MR Prof. Dr. sc. med. W. PRESBER) des Städtischen Klinikums Berlin-Buch (Ärztl. Direktor: OMR Doz. Dr. med. habil. A. HENDRIK) 1 Nach einem Vortrag auf dem Lehrgang für Weiterbildungsleiter: Physiotherapie vom 29. 9. bis 3. 10.1975 in Berlin. Unter Querschnittslähmungen verstehen wir die Folge- und Endzustände nach den verschiedensten Läsionen die das Rückenmark betreffen können und als gemeinsames Ergebnis infolge Zerstörung des Rückenmarks in einer bestimmten jeweils unterschiedlichen Höhe den Ausfall der Verbindungen vom Gehirn zur Peripherie und umgekehrt haben. Die von diesem Leiden Betroffenen bezeichnen wir als Querschnittsgelähmte oder in Anlehnung an den angloamerikanischen Sprachgebrauch als Paraplegiker. Zwei Drittel der Querschnittslähmungen werden durch Unfälle verursacht ein Drittel ist auf verschiedene Krankheitsprozesse des Rückenmarks seiner Häute oder der Wirbelsäule zurückzuführen. Das Durchschnittsalter der Querschnittsgelähmten liegt bei 25 Jahren. Das männliche Geschlecht überwiegt mit 75 % gegenüber 25 % weiblicher Querschnittsgelähmter. Bei der traumatischen Querschnittslähmung stehen Arbeits- und Verkehrsunfälle als Ursache an der Spitze dicht gefolgt von den Badeunfällen (Kopfsprünge in unbekannte Gewässer) die fast ausschließlich zu HWS-Frakturen mit Halsmarkschaden und bleibender Tetraplegie führen. Der Wandel in der infausten Prognose der Querschnittsgelähmten wurde ermöglicht durch die Fortschritte auf dem Gebiet der Unfallchirurgie und Orthopädie den Einsatz der Antibiotika und die Einführung der GUTTMANNschen Behandlungsprinzipien in England. Die überzeugenden Erfolge dieser Konzeption waren der Impuls für den Aufbau von Rehabilitationszentren in der ganzen Welt. Der Mortalität von fast 100 % im zweiten Weltkrieg steht heute eine hohe Überlebensquote von 90 % gegenüber. International rechnet man mit 10 Querschnittsgelähmten auf 1 Mill. Einwohner pro Jahr. Für die DDR bedeutet das eine jährliche Zuwachsrate von 150 Querschnittsgelähmten. Das moderne Konzept der Querschnittsgelähmtenrehabilitation geht vom Unfalltag an davon aus daß der Rückenmarksverletzte überleben wird und eingegliedert werden muß in die Gesellschaft. Dieses Ziel ist aber nur mit einem systematischen und planmäßigen Aufbau der klinischen Behandlung unter dem Aspekt einer umfassenden Rehabilitation zu erreichen. Das Rehabilitationsverfahren ist ein in den klinischen Betrieb integrierter Prozeß der je nach Lage des Einfalles aus medizinischen sozialen oder beruflichen Maßnahmen besteht. ___MH
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