Prinzipien der Kinesitherapie in der Chirurgie |
Journal/Book: Zschr. Physiother. Jg. 27 (1975) 285-289. 1975;
Abstract: Aus der Chirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. med. habil. A. K. SCHMAUSS) des Krankenhauses im Friedrichshain Berlin 1 Nach einem Vortrag zum Kongreß der Gesellschaft für Physiotherapie der DDR Dresden November 1974 Der Nutzen und der Wert einer planmäßig durchgeführten Bewegungsbehandlung der Knochen- und Gelenkverletzungen bei der Vorbereitung von älteren Patienten zu Routineoperationen und in der postoperativen Phase ist zwar allgemein anerkannt aber leider wird sie noch nicht überall ihrer großen Bedeutung entsprechend eingesetzt. Vor allem L. BÖHLER hat in seinem Standardwerk "Technik der Knochenbruchbehandlung" eindrucksvoll nachgewiesen daß durch sie Muskelatrophien Einschränkungen der Beweglichkeit vorübergehend ruhiggestellter Gelenke kurz gesagt die Frakturkrankheit mit all ihren Folgen weitgehend verhindert werden kann. Trotzdem erleben wir auch heute noch bei der Übernahme von Patienten aus anderen Einrichtungen vor allem aber bei der Begutachtung des Körperschadens durch Folgezustände nach Unfällen immer wieder daß eine Zusammenarbeit mit den Physiotherapie-Fachärzten und Physiotherapeuten unterblieb und dadurch der Heilverlauf die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit und damit die Wiedereingliederung des Verletzten in das gesellschaftliche Leben verzögert wurde. Gelegentlich müssen wir sogar feststellen daß an Stelle einer sinnvollen Bewegungsbehandlung schon längst als schädlich erkannte Maßnahmen wie Heißluft Massage und sogar passive Bewegungsübungen durchgeführt und dadurch schwere verhütbare Folgen ausgelöst wurden. Wir verstehen in der Unfallchirurgie nach BÖHLER unter Bewegungsbehandlung "die vollständige nie unterbrochene Ruhigstellung der gut eingerichteten Bruchstücke bei gleichzeitiger aktiver Bewegung aller nicht fixierten Gelenke und des ganzen Körpers unter Vermeidung von Schmerzen". Die Ruhigstellung kann im Gipsverband im Streckverband erfolgen aber an ihre Stelle tritt heute mehr und mehr bei den dazu geeigneten Frakturen die Osteosynthese durch die von KÜNTSCHER entwickelte Marknagelung oder durch die von der Schweizer Arbeitsgemeinschaft entwickelten Osteosynthesemethoden. Man hat für diese Verfahren den Begriff "Übungsstabile Osteosynthese" geprägt der dokumentiert welch große Bedeutung der Bewegungsbehandlung dabei zukommt. Erfahrene Unfallchirurgen warnen sogar vor der Anwendung dieser Verfahren dann wenn postoperativ die gewissenhafte Durchführung der Kinesitherapie nicht gewährleistet ist. Diese muß so früh wie möglich spätestens am ersten Tag nach der Versorgung einsetzen. Das setzt voraus daß Chirurg und Physiotherapeut sich vorher über Art und Ausmaß der Bewegungsübungen verständigen. Nie darf vergessen werden daß dabei nicht nur die verletzte Gliedmaße sondern alle freien Gelenke und der ganze Körper in die Bewegungsübungen miteinbezogen werden müssen. ... ___MH
© Top Fit Gesund, 1992-2024. Alle Rechte vorbehalten – Impressum – Datenschutzerklärung