Medizinische Höhenforschung |
Journal/Book: MEDIZINISCHE MITTEILUNGEN Sonderdruck 30. Jahrgang 2. Heft September 1969. 1969;
Abstract: Der 7000 m hohe Aconcagua höchster Berg Gesamt-Amerikas war bereits 1965 die gigantische Kulisse für umfangreiche höhenphysiologische Tests an nicht akklimatisierten Personen. Die aufschlußreichen Ergebnisse besonders die Veränderungen des Stoffwechsels unter dem Sauerstoffmangel der Höhe ermutigten uns den Andenkoloß zwei Jahre später erneut als medizinisches Versuchsgelände zu wählen. 1967 errichteten unterhalb des Gipfelstockes argentinische Gebirgsoffiziere in einer schwierigen Aktion die "Berlin-Hütte". Sie war ein Geschenk des Deutschen Roten Kreuzes an die Argentinische Nation und beherbergte auf dem Dach Amerikas ein modernes medizinisches Laboratorium. So nur war es möglich von Meereshöhe bis in 6200 m (Stand des Berlin-Laboratoriums) in vier verschiedenen Höhenstufen unter stets gleichen Raumtemperaturen 42 Versuchspersonen zahlreichen Tests zu unterziehen. 200 Maultiere transportierten Zelte Laborgeräte Versorgungsgüter und Strom-Aggregate von Höhenlager zu Höhenlager.154 Offiziere und Soldaten sorgten für das Gelingen eines der umfangreichsten höhenmedizinischen Experimente. 40000 Meßdaten geben Aufschluß über den Einfluß der Höhe auf Stoffwechsel Herz und Kreislauf Leistungs- und Reaktionsvermögen. Mehr als 40 Millionen Menschen leben ständig über 2000 m. Eine weit größere Zahl begibt sich alljährlich als Touristen Sportler oder Arbeiter in ihnen ungewohnte sauerstoffärmere Höhen. Bedenkt man daß ebenfalls Millionen von Menschen als Flugpassagiere Druckdifferenzen bis zu 2300 m ausgesetzt werden so gewinnen höhenmedizinische Untersuchungen immer mehr an Bedeutung. 1774 wies Lavoisier bereits auf die lebenswichtige Bedeutung des Sauerstoffes hin und prägte das Wort "Oxygen". Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab das wachsende Interesse an Ballonfahrten und Bergexpeditionen der wissenschaftlichen Erforschung des Gasstoffwechsels bei reduziertem Luftdruck einen neuen Aufschwung. Der italienische Hochgebirgsphysiologe Angelo Mosso baute 1890 das erste Höhenforschungslaboratorium unterhalb des Monte Rosa-Gipfels die "Campagna Regina Margherita". Unsere Vorstellungen über die Funktion des Hämoglobins bei der Sauerstoffübertragung in die Zelle gehen insgesamt auf die Untersuchungen des Engländers Barcroft zurück die er zu einem großen Teil auf Höhenexpeditionen in Peru von 1920 bis 1935 erarbeitete (5). Die deutsche Himalaja-Expedition 1937 unter Hartmann Hepp und Luft wies darauf hin daß der menschliche Kompensationsmechanismus gegenüber dem verminderten Sauerstoffpartialdruck begrenzt sei (7). Die wissenschaftliche Hillary-Himalaja-Expedition hielt sich 1960/61 100 Tage in 5800 m unter besten Lebensbedingungen in der "Silver-Hut" auf. Die Engländer Pugh Milledge und Mitarbeiter stellten dabei fest daß bei 5500 m die obere Grenze für den dauernden Aufenthalt des Menschen liege (8) (Sauerstoffpartialdruck sinkt auf die Hälfte gegenüber Meeresspiegel). ___MH
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