DER LEHRREICHE FALL XXVIII. Ankylosierende Spondylitis im Frühstadium |
Journal/Book: Med. Welt 18 (N.F.): 2323-2327 (1967) 30. September 1967 - Nr. 39. 1967;
Abstract: Aus der Medizinischen Universitäts-Klinik Tübingen (Direktor: Prof. Dr. H. E. Bock) Der polyarthritische Befall stammnaher Gelenke bei jugendlichen Kranken mit Spondylarthritis ankylopoetica (Sp.a.) ist als besondere Verlaufsform des Morbus Bechterew beschrieben worden (2 3 4 5 17 18 19 20 22 28 29 36 37 39) und bietet nicht selten Anlaß zu differentialdiagnostischen Schwierigkeiten vor allem hinsichtlich der Abgrenzung der primär chronischen Polyarthritis (5 3 9 12 22 28 29). Wegen der uncharakteristischen Frühsymptome der Sp.a. die aufgrund der häufig fehlenden objektiven Befunde vielfach als sogenannte "funktionelle Beschwerden" bei vegetativ Labilen fehlgedeutet werden (5) können 2-10 Jahre vom Auftreten der Prodromalsymptome bis zur Stellung der Diagnose vergehen (4 5 9 34 37). Die Frühdiagnose ist aber von erheblicher Bedeutung für die Prognose der Sp.a. da es bei frühzeitig gestellter Diagnose in mehr als 75 % der Fälle gelingt die fortschreitende Versteifung der Wirbelsäule aufzuhalten (5 22). Wir selbst hatten vor kurzem Gelegenheit einen Patienten im Frühstadium des Morbus Bechterew zu beobachten. Kasuistik Der am 9. 6. 1943 geborene aus einer Rheumatiker-Familie stammende Patient R. Sch. KG 22 086 hatte schon mit 13 Jahren erstmals ziehende Schmerzen in beiden Fersen und in der linken Schulter. Im September 1960 wurde er wegen starker Schmerzen in der linken Schulter in ein Krankenhaus aufgenommen wo eine Behandlung mit Butazolidin(r) Decortin(r) und Fangopackungen durchgeführt wurde ohne daß eine Besserung der Beschwerden zu erzielen war. Nach einer weiteren fünfmonatigen stationären Behandlung war Sch. für 3 Monate vollkommen beschwerdefrei. Vom September bis Dezember 1961 wurde er wegen arthralgiformer Schmerzen in den Schultern im Rücken und an den Fersen stationär behandelt gleichzeitig stellte man eine Myokarditis fest und führte die Tonsillektomie durch. Im Frühjahr 1962 machte ein linksseitiger Kniegelenkserguß eine erneute stationäre Aufnahme notwendig. Nach zwei Kurbehandlungen wegen rheumatischer Schmerzen in den Schultern in den Jahren 1963 und 1964 folgte eine symptomarme Phase von 2 Jahren. Im November 1966 traten jedoch erneut starke Schmerzen in beiden Schultern und erstmals in beiden Hüftgelenken auf. Bei der Klinikaufnahme fielen Muskelatrophien der Mm. supraspinati und deltoidei sowie eine kräftig erhöhte BSG von 83/98 mm n. W. auf. Die histologische Untersuchung eines Muskelstückes das wegen Verdachts auf eine Muskelerkrankung aus dem Musculus deltoideus exzidiert worden war ergab keinen Anhalt für einen entzündlichen oder degenerativen Muskelprozeß. ___MH
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