Balneotherapie

Journal/Book: Georg Thieme Verlag Stuttgart Dr. Hansen: Therapeutische Technik Artikel: Balneotherapie Spalten 688-701 26. 7. 1956; R. Oldenbourg München. 1956;

Abstract: Von Prof. Dr. med. HANS v. BRAUNBEHRENS Direktor des Institutes und der Poliklinik für physikalische Therapie und Röntgenologie der Universität München Allgemeine Gesichtspunkte Die Balneologie das Wort leitet sich ab vom lateinischen balneum - das Bad" wird eingedeutscht am besten als Bäderkunde bezeichnet. Ihr Gegenstand ist die Heilwirkung der Bäder so daß auch die weniger häufig gebrauchte Bezeichnung Balneotherapie berechtigt ist. Im Deutschen hat das Wort "Bad" eine Doppelbedeutung einmal im banalen Sinne eines Wasserbades zum anderen in dem erweiterten Wortsinn des "Heilbades" als Kurort. Hier steht das Baden in dem Wasser der natürlichen Heilquelle im Mittelpunkt der "Badekur". In einer Ausweitung des Begriffes bezeichnen wir aber auch mit einem Bad solche Kurorte wo z. B. die Trinkkuren als eigentliche Anwendungen des Heilwassers im Mittelpunkt stehen; wohingegen das Baden selbst dagegen weitgehend zurücktritt. So bedeutet heute das Wort Balneotherapie die Wissenschaft von der Anwendung der naturgegebenen örtlichen Heilmittel im Kurort (BOEHM) und die Balneotherapie ist die Kurortbehandlung. Darin ist eingeschlossen alles das was im Kurort planvoll in den Dienst der Kur gestellt wird also nicht nur das Baden im Wasser der natürlichen Heilquelle sondern ebenso jede andere Anwendung dieser zur Trinkkur oder zum Inhalieren. Ebenso eingeschlossen ist die Anwendung von Mooren und Schlammen. Auch die Ausnutzung der klimatologischen Faktoren des Kurortes in der Klimatherapie muß unter sorgfältiger Abstimmung im Zusammenhang mit den übrigen Maßnahmen erfolgen. In einem erweiterten Sinne ist die gesamte Diätetik des Kuraufenthaltes also der Tageslauf mit seiner rhythmischen Einteilung von Ruhe und Bewegung und der Aufnahme einer geeignet zusammengesetzten Nahrung mit eingeschlossen. Die spezielle Durchführung balneologischer Kuren ist die Aufgabe des Badearztes am Kurort selbst. Nur dieser verfügt über die erforderliche Erfahrung in der Anwendung der ortsgebundenen Heilmittel unter Abstimmung mit den örtlichen Besonderheiten des Klimas in seinen täglich wechselnden Witterungserscheinungsformen bei der Behandlung einschlägiger Krankheiten. Die Technik der Verordnung einer Badekur gehört aber zu den Aufgaben jedes Arztes und die immer wieder vorkommenden sich oft recht unglücklich auswirkenden Fehleinweisungen lassen eine Darstellung der zu beachtenden Gesichtspunkte berechtigt erscheinen. Jeder praktische Arzt ebenso wie der Facharzt aller Gebiete muß sich mit der Anzeigestellung für die Einleitung balneologischer Kuren so weit vertraut machen daß er seine Kranken in der Wahl des Kurortes nach den dort zur Verfügung stehenden natürlichen Heilmitteln und den klimatologischen Faktoren beraten kann. ... ___MH

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