Physikalische Therapie 1 |
Journal/Book: Münch. Med. Wschr. 93. Jahrgang 1951 Nr. 42/1951. 1951;
Abstract: von Professor Dr. med. G. B o e h m München Gerne folge ich der Anregung des Herausgebers zu obigem Thema im Rahmen der physikalischen Therapie Stellung zu nehmen. Der mir zur Verfügung gestellte relativ beschränkte Raum zwingt mich aus dem großen Gebiet nur einige mir besonders wichtig erscheinende Kapitel herauszugreifen. Prinzipiell gilt für viele physikalische Heilmethoden daß durch die auf den Körper einwirkenden Reize funktionelle Reaktionen ausgelöst werden welche über das vegetative Nervensystem den Organismus beeinflussen. Je nach dem Ausgangszustand des vegetativen Nervensystems der Organe des Gefäßsystems und der psychischen Verfassung des Patienten sind diese funktionellen Reaktionen ganz verschieden. Es kann daher jede Indikation oder Dosierung des physikalischen Reizes die diesen Umständen n i c h t Rechnung trägt unerwünschte wenn nicht sogar schädliche Wirkungen auslösen. Als klassisches Beispiel für diese Tatsache sei die Hydrotherapie angeführt. Das Wasser ist dabei - abgesehen von den mechanischen Wirkungen die hier unberücksichtigt bleiben können - der Vermittler von Temperaturreizen die das Hautorgan und sein Gefäß- und Nervensystem treffen. Die Reaktionsbereitschaft der Haut auf solche Reize ist aber ganz verschieden je nachdem die Haut an Temperaturreize gewöhnt ist oder nicht je nachdem der Mensch verstimmt ängstlich übermüdet unterernährt oder durch Krankheit geschwächt oder in seinem Wärmehaushalt gestört ist. Bei organischen Veränderungen der Arterien kann der Reflex der peripheren Zirkulation auf einen thermischen Reiz geradezu das Gegenteil von dem bewirken was wir bei organisch gesunden Gefäßen gewöhnt sind. Ein Patient der seine Haut ängstlich vor Kältereizen schützt der nur körperwarme Reinigungsbäder nimmt und womöglich beim Hemdwechsel nur vorgewärmte Wäsche anzieht reagiert auf ein einfaches Teilluftbad z. B. bei der Untersuchung in der Sprechstunde mit einer Gänsehaut Frösteln und reflektorischer Kontraktion der Hautgefäße. Er ist also in diesem Zustand nicht imstande einen hydrotherapeutischen Kältereiz mit der gewünschten sekundären Hypierämie zu beantworten. Der Kältereiz stellt für ihn daher einen Insult dar der zu Wärmeentzug und damit zu Erkältungskrankheiten führen kann. ... ___MH
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