Gedanken zur Klimaheilkunde in der Praxis |
Journal/Book: Med. Welt 20: 696-698 (1951). 1951;
Abstract: Prof. Dr. W. A M E L U N G Königstein i. Taunus In letzter Zeit häufen sich in der deutschen medizinischen Fachpresse die Aufsätze die sich mit bioklimatischen Fragen mit den Beziehungen zwischen Klima Wetter Mensch beschäftigen. Sie haben manche interessante Anregung gebracht und neue Wege gewiesen. Aber wir vermissen in den meisten dieser Untersuchungen den Zusammenhang zwischen dem bioklimatischen Geschehen und der ärztlichen Behandlung. Sieht man andererseits die letzten Berichte über die zahlreichen Tagungen älterer und auch neuerer medizinischer Gesellschaften durch so wird man fast immer die Erörterung des Klimas als Heilmittel bei einer bestimmten Erkrankung vermissen. Wir meinen also daß die bioklimatische Forschung die Erörterung meteoro-biologischer und meteoropathologischer Fragen usw. bis jetzt vielfach recht theoretisch geblieben ist. Dazu kommt daß in der Behandlung auch solcher Erkrankungen bei denen in früheren Jahrzehnten die Klimatherapie im Vordergrund stand - ich denke hier an die Lungentuberkulose aber auch die Erkrankungen des Herzgefäßsystems könnten genannt werden - von den eigentlichen Fachleuten die Frage der Anwendung des Klimas als Heilmittel kaum noch. erörtert wird. Auch in Fragen der Hygiene wie z. B. bei dem Aufbau der zerstörten Städte von Siedlungen von Industrievierteln werden die modernen Ergebnisse bioklimatischer Forschungen bisher sehr wenig beachtet. In der meteorologisch-geophysikalischen Betrachtung des Kurortklimas ist die Mittelwertklimatologie immer mehr durch die Häufigkeitsklimatologie ersetzt worden und dadurch wurden neue Erkenntnisse über die Eigenschaften der Kurorte gewonnen. Unzweifelhaft modifiziert die allgemeine Wetterlage die jeweilig herrschende Witterung das örtliche Klima so daß gesagt werden konnte: Klimatherapie ist Witterungstherapie; aber örtliche Bedingungen können auch die jeweilige Witterung beeinflussen. Nach F. B e c k e r und H. S e i l k o p f können in vielen Gegenden des Mittelgebirges besonders im Windschatten der Hauptströmung der Winde. im Lee des Gebirges die Erscheinungen der Frontendurchgänge mit all ihren biologischen Auswirkungen abgeschwächt werden. Durch die in den letzten 25 Jahren besonders in Deutschland und in der Schweiz durchgeführten meteorologischen Analysen zahlreicher Kurorte (K n o c h mit Mitarbeitern M ö r i k o f e r) deren Ergebnisse viel zu wenig beachtet geschweige denn Gemeingut des ärztlichen Wissens wurden ist die klimatische Individualität der wichtigsten bekannten Kurorte erwiesen. Das jeweilige Kurortklima ist immer etwas Einmaliges ebenso wie jede Quelle auf Grund ihrer chemischen und biologischen Zusammensetzung ein einmaliges Individuum ist. Die praktischen Anwendungen daraus hat man aber bis heute noch nicht ziehen können. Jedenfalls können zwei benachbart gelegene Orte durch besondere örtliche Bedingungen ein in mannigfachen Komponenten voneinander differentes Klima und deshalb auch andere heilklimatische und ärztliche Indikationen haben. ... ___MH
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