Stellungnahme zur Zuschrift von Th. W. Kallert Rehabilitation 39 (2000) 49 |
Journal/Book: Rehabilitation 39 (2000) 50-51. 2000;
Abstract: Dr. med. Andreas Zieger Oldenburg Herr Kallert hat recht wenn er die uneinheitliche Definition des sog. Apallischen Syndroms oder Wachkomas anspricht. Gnau mit diesen definitorischen Unklarheiten setzt sich mein Beitrag am Anfang auseinander. Der Autor muß übersehen haben daß im Beitrag ein Festlegung auf die Definition der ANA (1993) erfolgt. Vor dem Hintergrund eines beziehungsmedizinischen Menschenbildes wird diese Definition bezüglich der darin implizit enthaltenen defektmedizinischen Reduktionismen und subjektiven Kategorien ("sinnvoll" absichtsvoll ) allerdings kritisch hinterfragt. Die Gründe für diese Kritik und deren Implikationen für unterschiedliche ethische Einstellungen und Umgangsweisen mit Menschen im Wachkoma werden dann unter Hinweis auf die neuere Forschungslage untermauert. Hierin kann ich keine "unwissenschaftliche Vermischung" von "empirischen Ergebnissen und einer ethisch-philosophischen Diskussionsebene" erkennen. Im Gegenteil habe ich aufzuzeigen versucht welche veränderten Umgangsformen sich aus der beziehungsmedizinischen Philosophie für Wachkoma-Patienten und ihre Angehörigen in Klinik Diagnostik Therapie und Forschung ergeben. Daß dabei auf aktuelle Forschungsergebnisse zur multisensorischen Stimulation bei Koma- und Wachkoma-Patienten (Ellis u. Kader 1990 Dimancescu 1995 McMillan u. Wilson 1993) und auf die Ergebnisse eines eigenen interdisziplinären Forschungsprojekts (gefördert vom Kuratorium ZNS) zur multimodalen Komastimulation und zum interventionsbegleitenden Komastimulations-Monitoring (IMEKAP pEEG) bei Koma-Patienten in der Akutphase wie auch im sog. apallischen Syndrom in der Frührehabilitation zurückgegriffen wurde ist kein wissenschaftlicher Makel sondern unterstreicht die Bedeutung der Hauptaussagen meines Artikels: 1. frühe Reagibilität im internen Verhalten (covert behavior) läßt bessere individuelle Rehabilitationspotentiale und eine bessere Prognose erwarten (vgl. Hildebrandt Zieger et al. 1999a b Zieger et al.1999) 2. besonders in diesen Fällen sind Maßnahmen zur weiteren Abklärung und zur frühen Rehabilitation medizinisch indiziert (Zieger 1998 1999). Wenn der Autor im zweiten Teil seiner Zuschrift auf die Notwendigkeit einer Verbesserung der Versorgungspraxis hinweist kann ich ihm nur beipflichten. Wie am Schluß meines Artikels ausgeführt wird kann dies nach allen bisherigen Erfahrungen (und in Umsetzung des neuen WHO-Konzepts von 1997 mit dem Gebot sozialer Teilhabe - Partizipation) am besten mit einem integrierten Versorgungssystem erreicht werden. ... wt
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