Noma in Afrika Gesicht der Armut |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 8/ 2000; S. 34/ 136; (142 Jg.). 2000;
Abstract: Priv.-Doz. Dr. med. habil. Peter Stingl Steingaden Die seit vielen Jahren vergessene Infektionskrankheit ist wieder auf dem Vormarsch. Alarmierende Zahlen aus den Armutsregionen Afrikas lassen aufhorchen aber auch in Europa wurde über Fälle dieser tödlichen Erkrankung bei Immunsuppression berichtet. Noma (cancrum oris orofaziale Gangrän) ist eine Infektionskrankheit die zu rasch um sich greifender Gangrän der Hart- und Weichgewebe der Mundhöhle des Gesichts und benachbarter Areale führt. Im 18. und 19. Jahrhundert war Noma vor allem in Nordeuropa endemisch und man wusste von den prädisponierenden Faktoren Mangelernährung und immunschwächende infektiöse Begleiterkrankungen (v. a. Masern). Einzelne Fälle wurden in Konzentrationslagern und bei immunsupprimierten Patienten beobachtet [5]. Die Krankheit Noma (griech. abgrasen abfressen) beginnt in der Mundhöhle und führt plötzlich zu erschreckenden schwarzen Nekrosen im Gesicht mit einem sehr unangenehmen Geruch. Noma ist gegenwärtig vor allem in den Armutsregionen in Subsahara-Afrika ein eskalierendes Gesundheitsproblem wo mancherorts (z. B. in Niger Burkina Faso Senegal Nigeria und Madagaskar) die Prävalenz mit ein bis zwölf Fällen/ 1000 Kinder geschätzt wird [1 4]. Hauptrisikogruppe sind Kinder zwischen 6 Monaten und 6 Jahren. Unbehandelt führt Noma bei 70-90% zum Tod. Insgesamt geht die WHO von einer Prävalenz von 100 000 Fällen weltweit aus [8]. Risikofaktor Armut Hauptrisikofaktor ist die Armut verbunden mit Mangelernährung unsauberem Trinkwasser schlechter Mundhygiene und genereller Abwehrschwäche. Diese ist meist Folge von Infektionskrankheiten wie Masern Malaria Windpocken Diarrhö Tuberkulose oder gar viszeraler Leishmaniose (Kala Azar). Vor allem Masern können bei unterernährten Kindern in Afrika zu erosiven oft mit Herpesviren infizierten Mundhöhlenulzera führen welche als Wegbereiter für Noma gelten [2 3 4]. Von der nekrotisierenden Gingivitis zur Gangrän Als wichtigste klinische Vorstufe von Noma gilt die akute nekrotisierende ulzerative Gingivitis (ANUG) [3 7] gekennzeichnet durch rundliche bis streifenförmige gingival-interpapilläre schmerzende Ulzerationen und Nekrosen die von einer graugelben Pseudomembran überzogen sind und leicht bluten. Aber bei weitem nicht alle Patienten mit ANUG entwickeln Noma. ... ab
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