Komorbidität Schmerz und Depression Was ist Henne was ist Ei? Und wie bekommt man beides in den Griff?

Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 38/ 2000; S. 707/ 23; (142 Jg.). 2000;

Abstract: Prof. Dr. Lutz G. Schmidt Ärztlicher Direktor der Psychiatrischen Klinik und Poliklinik der Freien Universität Berlin Wenn Schmerzen den gesamten Menschen seelisch und körperlich schwer beeinträchtigen erhalten sie als Begleitsymptomatik vieler chronischer Erkrankungen einen eigenständigen Krankheitswert. Im Folgenden sollen häufige und regelhafte Beziehungen zwischen Schmerz und Depression dargestellt werden: _ Schmerzen als Vorläufer sekundärer Depressionen. Zu den häufigsten mit chronischen Schmerzen einhergehenden Erkrankungen zählen Störungen des Bewegungsapparats Neuropathien und Malignome. Diese Schmerzen können zu Inaktivität und sozialer Isolation führen was wiederum Depressionen zur Folge haben kann. Diese Depressionen sind jedoch eher von Resignation Antriebsminderung und Schlafstörung geprägt. Klassische Zeichen der so genannten melancholischen Depressionen (wie Schuldgefühle Selbstvorwürfe) fehlen meist. Personen deren Schmerzen mit einer schweren Depression einhergehen oder einer unheilbaren Krankheit in Verbindung stehen weisen zudem ein erhöhtes Suizidrisiko auf. _ Schmerzen als Randsymptom einer primären Depression. Schmerzen können aber auch ein Symptom einer Depression selbst sein. Patienten äußern dann Sorgen über die körperliche Gesundheit oder klagen über Kopf- Gelenk- Bauch- und andere Schmerzen. Wird der depressive Affekt durch diese Beschwerden überdeckt spricht man von einer maskierten oder larvierten Depression. Hinweisend ist das oft phasische Auftreten mit völlig beschwerdefreien Intervallen. _ Schmerzen als Kernsymptom somatoformer Störungen. Charakteristisch für die sog. "Somatisierungsstörung" (nach ICD-10) sind multiple wiederholt auftretende und häufig wechselnde körperliche Symptome. Die Beschwerden können sich auf jeden Körperteil oder jedes Körpersystem beziehen. Der Beschwerdekomplex ist chronisch fluktuierend und häufig mit einer Störung des sozialen interpersonalen und familiären Verhaltens verbunden. In der Folge können sich deutliche Depressionen einstellen die eine eigene Behandlung erfordern. Als eine Sonderform kann die sog. "anhaltende somatoforme Schmerzstörung" gelten. ... hf

Zurück | Weiter