Buchweizen macht Karriere als Heilpflanze Vom "Arme-Leute-Essen" zum Venentherapeutikum |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. 2000; (142 Jg.): S.852/ 45. 2000;
Abstract: Dr. J. G. Mayer Institut für Geschichte der Medizin der Universität Würzburg Würzburg. Die Karriere des Buchweizens als Phytotherapeutikum kommt mit reichlich Verspätung: Erst vor gut 20 Jahren entdeckte man dass sein Inhaltsstoff Rutin bei Venenleiden hilft. Vorher musste Fagopyrum esculentum Moench jahrhundertelang als Getreideersatz für Arme und Futterpflanze für Haustiere herhalten. Fast alle Heilpflanzen Europas haben eine lange Tradition innerhalb der Geschichte der Medizin. Zu den wenigen Ausnahmen gehört Fagopyrum esculentum Moench aus der Familie der Polygonaceen. Der aus Ostasien stammende Buchweizen erlangte in der westlichen Welt als genügsame Getreideersatzpflanze besonders im 17. und 18. Jahrhundert weite Verbreitung und stand bald im Ruf ein "Arme-Leute-Essen" zu sein. Die zeitlich sehr unterschiedliche Fruchtreife machte jedoch eine rationale Ernte fast unmöglich. Buchweizenmehl ist zudem allein nicht backfähig; deshalb verdrängte die Kartoffel als Grundnahrungsmittel den Buchweizen im Lauf des 19. Jahrhunderts fast vollständig. Phototoxische Reaktion bei Haustieren Bei der Verfütterung an Haustiere beobachtete man bei diesen eine phototoxische Reaktion die bereits im 16. Jahrhundert als Fagopyrismus ("Buchweizenkrankheit") bezeichnet wurde. Damit waren die Voraussetzungen für eine Karriere als Arzneipflanze nicht gerade ideal. So spielte Fagopyrum esculentum bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Medizin keine Rolle. Das medizinische Interesse am Buchweizen wurde erst gegen Ende der 70er-Jahre geweckt als man entdeckte dass das Buchweizenkraut einen Gehalt von rund 5% Rutin aufweist in den Blüten 4-12% und in den Blättern 2-8%. Erfolgreich bei chronisch venöser Insuffizienz Von Rutin (Quercetin-3-rutinosid) war seit längerem bekannt dass es die Kapillarpermeabilität senkt wahrscheinlich durch Hemmung der Hyaluronidaseaktivität. Daneben wird eine Verbesserung der Mikrozirkulation des Blutes angeführt. ... hf
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