Regeneration des Sozialstaats?; Die Legitimationskrise der Gesetzlichen Rentenversicherung als Wechsel "sozialstaatlicher Generationen" |
Journal/Book: Deutsche Rentenversicherung 9/2000 S.608-621. 2000;
Abstract: Prof. Dr. Lutz Leisering Ph. D. Universität Bielefeld Fakultät für Soziologie Bielefeld Zusammenfassung Die heutigen jungen Menschen sehen sich teilweise als Verlierergeneration im Sozialstaat. Aufgrund ihrer (erwarteten) generationsspezifischen Erfahrung mit der Gesetzlichen Rentenversicherung haben sie ein distanzierteres Verhältnis zum Sozialstaat als frühere Generationen. Dies ist so die These des Beitrags nur ein besonders augenfälliges Beispiel eines umfassenderen Wandels im Nachkriegsdeutschland der Entstehung "sozialstaatlicher Generationen": im Zuge der Expansion des Sozialstaats in der langen Friedenszeit nach dem Zweiten Weltkrieg konnten unterschiedliche Generationen (Geburtsjahrgänge) unterschiedliche Erfahrungen mit dem Sozialstaat machen. Das kollektive Schicksal und die 'Gestalt' von Generationen ist nicht mehr nur durch wirtschaftliche und kulturelle Faktoren geprägt wie im FaII der "Wirtschaftswundergeneration" oder der "68er" sondern auch durch den Wohlfahrtsstaat Der Beitrag stellt zunächst generell die Entstehung sozialstaatlicher Generationen im Nachkriegsdeutschland dar rekonstruiert dann das aktuelle Selbst- und Fremdbild einer Verlierergeneration und fragt schließlich nach den Folgen für die Legitimitätsbasis des Wohlfahrtsstaats. Droht die Legitimität des Sozialstaats zu erodieren oder liegt in der Konfrontation alter und neuer sozialstaatlicher Generationen eine Chance zur Fortentwicklung des Sozialstaats einer "Regeneration" im doppelten Sinne? Der heutige Wohlfahrtsstaat könnte in eine "Wohlfahrtsgesellschaft" übergehen mit einer neuen Verbindung sozialstaatlicher und marktlicher (wie familialer) Wohlfahrtsproduktion. Die heute jungen Menschen wären dann nicht einfach wie vielfach suggeriert eine postsozialstaatliche sondern eine "wohlfahrtsgesellschaftliche" Generation. Das Phänomen unterschiedlicher Generationenprägungen wird in einer derartigen Wohlfahrtsgesellschaft nicht verschwinden; auch und gerade private Anlagemärkte werden neue Gewinner und Verlierer hervorbringen. wt
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