Alternativen zur evidenzbasierten Medizin (EBM) |
Journal/Book: Z. ärztl. Fortbild. Qual.sich. (ZaeFQ) (2000) 94: 246-248. 2000;
Abstract: Prof. Dr. med. Johannes Köbberling Zentrum für Innere Medizin Kliniken St. Antonius Lehrstuhl für Innere Medizin II der Universität Witten/Herdecke Wuppertal Einleitung Der Anspruch der evidenzbasierten Medizin (evidente based medicine EBM) ist umfassend. Für ärztliches Handeln soll die jeweils beste Evidenz aus klinischen Studien zugrunde gelegt werden. Der Standard solcher Studien ist der randomisierte kontrollierte Therapieversuch dessen Ergebnisse in Metaanalysen übergreifend bewertet werden. Die Einheit mit der eine Überlegenheit oder Unterlegenheit einer Therapie beschrieben wird ist die Odds ratio aus der sich unter Zuhilfenahme zusätzlicher Daten auch andere Parameter berechnen lassen die den Effekt einer Maßnahme beschreiben können. Im Rahmen des Wissenschaftspluralismus müssen aber neben der Evidenz auch andere Grundlagen für die Entscheidungsfindung anerkannt werden. Dies gilt insbesondere wenn für bestimmte klinische Probleme keine guten randomisierten kontrollierten Studien vorliegen oder wenn diese Studien keine Evidenz für die Überlegenheit einer Therapie erbracht haben. Isaacs und Fitzgerald haben kürzlich im British Medical Journal Alternativen zur evidence based medicine beschrieben (1). Diese Vorschläge werden im folgenden modifiziert ergänzt und auf deutsche Verhältnisse angepasst. Eine übersichtliche Zusammenstellung der methodischen Grundlagen findet sich in der anhängenden Tabelle. Vehemenzbasierte Medizin Der Ersatz der Evidenz durch Stimmgewaltigkeit ist eine sehr effektive Technik die insbesondere gegenüber schüchternen und zögernden Kollegen eine hohe Überzeugungskraft hat. Auch Patienten und Angehörige werden auf diese Weise sehr leicht von der soliden Grundlage der Entscheidungsfindung überzeugt. Widerspruch von Kollegen steigert in der Regel die Vehemenz so dass diese Methode einen sich selbst stabilisierenden Effekt enthält. Eminenzbasierte Medizin Je älter und bedeutender ein Arzt wird umso weniger wichtig wird für ihn die Evidenz auf die sich nur junge und unerfahrene Kollegen zurückziehen müssen. Eminenzbasierte Medizin beruht auf dem festen Vertrauen in die klinische Erfahrung die sich in dem Schlagwort zusammenfassen lässt "Den selben Fehler mit zunehmendem Selbstvertrauen über eine beeindruckende Zeit von Jahren wiederholen". An die Stelle von Datenbanken tritt bei der eminenzbasierten Medizin die persönliche Erfahrung die auf Erinnerungen an eine Vielzahl gleichartiger Fälle basiert und die aus Zeiten stammt in denen Medizin noch von Ärzten und nicht von Technokraten und Statistikern betrieben wurde. ... wt
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