Wann Blutdrucksenkung schädlich ist Hirninfarkt - Das Paradoxon von Prävention und Akuttherapie |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 1-2/ 2000; S. 25/ 005 - 27/ 007; (142 Jg.). 2000;
Abstract: Dr. med. Th. Knoll; Abteilung für Neurologie und klinische Neurophysiologie Städtisches Krankenhaus München-Harlaching In der Primär- und Sekundärprävention des Schlaganfalls ist der Nutzen einer konsequenten Senkung eines erhöhten Blutdrucks unumstritten. Paradoxerweise werden jedoch für Hirninfarktpatienten in der Akutphase hohe Blutdruckwerte gefordert. Wie hoch darf der Blutdruck in der Akutphase sein? In Deutschland erleiden jährlich etwa 155 000 Menschen einen ersten Schlaganfall [10]. In 79% der Fälle handelt es sich um einen Hirninfarkt in 14% um eine parenchymatöse Hirnblutung und in 3% um eine Subarachnoidalblutung. Die Mortalität nach einem Monat beträgt etwa 20% nach einem Jahr ca. 40%. Ein Jahr nach dem Ereignis sind 43% der überlebenden Patienten auf Pflege durch Angehörige oder ambulante Hilfsdienste angewiesen 15% werden in einer Pflegeinstitution versorgt [8]. Diese Zahlen sowie die allgemein zunehmende Lebenserwartung und die damit voraussichtlich steigende Inzidenz von Schlaganfällen verdeutlichen die Notwendigkeit einer verbesserten Prävention und Akuttherapie des SchlaganfaIIs. Risikofaktor Hypertonie Von den bekannten therapeutisch modifizierbaren Risikofaktoren steht die Hypertonie im engsten Zusammenhang mit dem Auftreten zerebrovaskulärer Erkrankungen. 1995 wurden von der Prospective Studies Collaboration 45 prospektive Studien mit insgesamt 450 000 Patienten und einem Follow-up von 5 bis 30 Jahren ausgewertet [13]. Dabei war das relative Schlaganfallrisiko eines Hypertonikers im Vergleich zu dem eines gleichaltrigen normotensiven Menschen in direkter Abhängigkeit vom diastolischen Blutdruck bis auf das Zehnfache erhöht. Insbesondere hypertone Patienten unter 45 Jahren haben ein deutlich erhöhtes relatives Schlaganfallrisiko; dies wird epidemiologisch jedoch durch das erhöhte absolute Risiko im höheren Lebensalter wieder egalisiert. Einen Überblick über das absolute jährliche Risiko einen Hirninfarkt bei unterschiedlichen Risikofaktoren und Begleiterkrankungen zu erleiden gibt Tabelle 1. Primärprävention des Schlaganfalls Eine anhaltende Blutdruckreduktion senkt beim Hypertoniker das Schlaganfallrisiko drastisch und schnell. Dies wurde in mehreren kontrollierten Primärpräventionsstudien an insgesamt über 45 000 Hypertonikern die über zwei bis fünf Jahre behandelt wurden gezeigt (Tabelle 2). Die relative Risikoreduktion lag bei 36 - 47% und war sowohl für diastolische [2] als auch für isoliert systolische [16 17] oder kombiniert diastolisch-systolische [3] Hypertonieformen wirksam. ... ab
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