Differenzialdiagnose der Gicht Spektrum der Kristallarthropathien Folge 1 |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 9/ 2000; S. 42/ 184 - 44/ 186; (142 Jg.). 2000;
Abstract: Dr. med. Renate Keitel Fachkrankenhaus für Rheumatologie und Orthopädie (Chefarzt: Prof. Dr. J. Kekow) Vogelsang/ Gommern Begriffsbestimmung Als Kristallarthropathien bezeichnet man eine Gruppe von Gelenkerkrankungen die durch intraartikuläre Ablagerungen von Mikrokristallen hervorgerufen werden. Die wichtigsten Vertreter sind - Arthritis urica - Artikuläre Chondrokalzinose - Arthropathien durch Hydroxylapatitkristalle. Weiter gehört auch die Kalziumoxalat-Arthropathie in diese Gruppe (Tabelle 1). Andere Kristallgebilde die in der Synovia gelegentlich beobachtet werden können sind u. a. Cholesterol- und nach intraartikulären Injektionen Kortisonoidkristalle. Jeder Gelenkerguss unklarer Ätiologie sollte punktiert und polarisationsoptisch auf Kristalle untersucht werden. Siehe dazu auch FdM-Tabellen "Gelenkpunktatdiagnostik" Fortschr. Med. 12 (1997) 42-45. Arthritis urica Bereits die anamnestische Angabe einer Arthritis - besonders bei Männern und bei Befall der unteren Extremität - mit den in Tabelle 2 genannten Charakteristika muss den Verdacht auf eine Arthritis urica wecken und zu weiteren diagnostischen Maßnahmen Anlass geben. Ergänzende diagnostische Hinweise: - Wie schon Hippokrates wusste kommt die Arthritis urica bei Frauen vor der Menopause nur sehr selten vor. - Eine Hyperurikämie (= Erhöhung der Harnsäurewerte im Serum über die Löslichkeitsgrenze von Urat im Plasmawasser von 6 2 mg/dl = 380 mol/I) ist im Anfall nicht obligat; allerdings steigt die Wahrscheinlichkeit einer akuten Gelenksymptomatik mit der Höhe des Harnsäurespiegels (Abb. 5). - Geschlechtsdifferente Normwerte des Harnsäurespiegels (Frauen 6 2 mg/dl Männer 7 4 mg/dl) gelten nur bei epidemiologischen Untersuchungen. - Auslösende Ursachen für den Anfall sind eher selten zu beobachten. Zu den Anfall auslösenden Medikamenten gehören vor allem Saluretika und Penizillin. - Die Gelenklokalisation bei der ersten Attacke betrifft in über 80% die untere Extremität darunter in 60% das Großzehengrundgelenk. - Tophi (Abb. 6) und röntgenologische Veränderungen (Abb. 7) entwickeln sich mit einer mittleren Latenzzeit von fünf bis sieben Jahren. - Atypische Verläufe ohne arthritische Schübe (Weichteil- bzw. Rückenschmerzen Arthralgien) werden gelegentlich beschrieben. - An eine sekundäre Gicht ist u. a. zu denken bei Krankheitsbildern die mit einem vermehrten Umsatz von Nukleoproteiden einhergehen (Polyzythämien Leukämien Psoriasis) bei chronischer Nephropathie und der Bleiintoxikation. ... ab
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