Objektiv gesund - subjektiv krank Ist Befinden messbar?

Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 39/ 2000; S. 14; (142 Jg.). 2000;

Abstract: DR. RENATE JÄCKLE Die Wahrnehmung von Ärzten und Patienten konzentriert sich zunehmend auf wissenschaftliche Befunde und damit auf die "objektive" Seite von Krankheit. Oft genug stimmen aber objektiver Befund und subjektives Befinden nicht überein. Das Selbstbild der Patienten kann jedoch den Krankheitsverlauf entscheidend beeinflussen. Die technisch-analytischen Möglichkeiten den menschlichen Körper zu "durchleuleuchten" werden immer weiter verfeinert. Andererseits leidet rund ein Drittel der Patienten in allgemeinärztlichen und internistischen Praxen unter körperlich nicht unbedingt fassbaren Befindlichkeitsstörungen. Das Bild der Patienten von ihrer Krankheit kann also ein völlig anderes Bild sein als das das der Arzt hat. Zu einer erfolgreichen Therapie gehört daher auch der Versuch diese unterschiedlichen Vorstellungen im Gespräch möglichst zur Übereinstimmung zu bringen. Einen wesentlichen Einfluss auf Wahrnehmungen und Befinden hat die psychosoziale Situation des Patienten betonte Dr. M. Dorfmüller München. Die Psychologin wies auch darauf hin dass vermeintliche "Kleinigkeiten" wie eine kurzfristig verschobene "harmlose" Operation beim Patienten Ängste Verunsicherungen bis hin zu panikartigen Reaktionen auslösen können. Die Folgen können vermehrte Komplikationen Schmerzen und Wundheilungsstörungen sein. Krank oder "altersspezifisch gesund"? Krankheit ist immer auch eng mit den gesellschaftlichen Vorstellungen von "Normalität" verbunden. Dies zeigt nicht zuletzt der Umgang mit dem Alter in unserer dem Jugendlichkeitswahn frönenden Zivilisation. Altern ist zunächst einmal keine Krankheit, aber in der Regel mit medizinischen Befunden verbunden, die wir als krankhaft bezeichnen würden, wenn sie bei Jüngeren auftreten betonte Dr. H. Hege Ehrenpräsident der Bayerischen Landesärztekammer. Zwang zur Pflegeleichtigkeit Viele alte Menschen hadern mit ihren Defekten sagte Hege. Das "Idealbild des alternden Menschen" in der Gesellschaft sehe allerdings anders aus: Man erwarte von ihm dass er seine Leiden akzeptiere gütig freundlich und unaufdringlich sei. "Kurz: Pflegeleicht!" ... hf

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