Schizophrenie: Therapie fünf Jahre zu spät? |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 9/ 2000; S. 25/ 167; (142 Jg.). 2000;
Abstract: Prof. Dr. Dr. Dres. h. c. H. Häfner Zentralinstitut für Seelische Gesundheit J 5 Mannheim Die Schizophrenie zählt zu den zehn Krankheiten mit den höchsten DALY-Werten (Disability Adjusted Years of Life). Unter den gegenwärtigen Bedingungen kommt der Patient erst dann in Behandlung wenn die sozialen Folgen zum Teil bereits eingetreten sind. Die ABC-Schizophreniestudie machte deutlich dass dem ersten Behandlungskontakt in drei Viertel der Fälle eine Prodromalphase von im Mittel fünf Jahren vorausgeht (s. Löffler Häfner S. 26). Dazu kommt noch die psychotische Vorphase bis zum Höhepunkt der ersten Episode von durchschnittlich einjähriger Dauer. Bereits im Mittel drei bis vier Jahre vor Behandlungsbeginn tritt aber die soziale Behinderung ein sodass die Kranken zum Zeitpunkt der Erstaufnahme gegenüber den Gesunden in den wichtigsten sozialen Rollen bereits signifikant zurückgeblieben sind. Spät einsetzende Behandlung ist wie inzwischen von mehreren Arbeitsgruppen in Australien den USA und Norwegen gezeigt wurde ein Prädiktor ungünstiger Behandlungsergebnisse. Früherkennung und Frühintervention sind deshalb Aufgaben von hoher Relevanz. Die von Löffler und Häfner in diesem Heft dargestellten Prodromalsymptome führen die Betroffenen in der Regel zuerst zu Haus- und Kinderärzten aber auch Lehrer Schulpsychologen und Nervenärzte werden um Rat gefragt. Diesen kommt nun die entscheidende Aufgabe zu die Auffälligkeiten als Ausdruck einer möglicherweise drohenden Psychose zu erkennen ("Screening"). In Köln geschieht dies seit kurzem im Rahmen eines "Früherkennungs-Netzwerks" in dem sich niedergelassene Ärzte Kliniken Beratungsstellen und andere Institutionen zusammengeschlossen haben. Durch spezielles Informationsmaterial regelmäßige Rundbriefe und Seminare wird in diesem Netzwerk fortlaufend an die Möglichkeiten der Früherkennung erinnert sowie allgemeine Beratung und fallbezogene Rücksprache angeboten. Als "FETZ" wurde an der Kölner Universitätsklinik das erste deutsche FrühErkennungs- und Therapie-Zentrum aufgebaut das nach der entsprechenden Diagnostik auch Präventions- und Therapieangebote machen kann (s. Wieneke u. Mitarbeiter S. 30). Erste vor allem australische Berichte über die Erfolge derartiger Ansätze sollen nun überprüft werden. Persönliche und ärztliche Aspekt macht die Kasuistik von Schultze-Lutter et al. (S. 32) sichtbar. ab
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