Mit Schwindel auf die Couch? Ursachen in jedem zweiten Fall psychisch |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 3/ 2000; S. 25/ 021; (142 Jg.). 2000;
Abstract: Dr. med. R. Hirsch Facharzt für Psychotherapeutische Medizin und Nervenheilkunde-Psychoanalyse Gräfelfing Um den "Schwindel" reißen sich die ärztlichen Gebietsvertreter manchmal geradezu. Gehört er den HNO-Kollegen? Den Neurologen? Den Kardiologen? Den Psychosomatikern und psychotherapeutischen Medizinern? Den Hausärzten? Immerhin ist Schwindel eines der häufigsten Symptome in der hausärztlichen Praxis. Über 50% der Patienten gaben einer Studie zufolge an im vergangenen Jahr darunter gelitten zu haben. Vergleichbar häufig wird allerdings nur das Symptom des Kopfschmerzes mitgeteilt. Das Studium der Fachliteratur lässt erkennen dass einerseits grenzüberschreitende Vereinnahmungen des Symptoms "Schwindel" im Sinne eines Alleinvertretungsanspruchs häufig sind; andererseits werden aber auch Gesichtspunkte die nicht zu diesem Symptom passen gerne vernachlässigt. Zwei Beiträge in diesem Heft beschäftigen sich nun mit Schwindel aus psychosomatischer bzw. neurologischer Sicht. Die Übersichtsarbeit von Annegret Eckardt-Henn beschreibt detailliert relativ leicht zu erhebende Begleitdiagnostik psychischer Symptomatik die bei Schwindel ausdrücklich miterfragt werden muss. Und sie warnt eindringlich vor den Folgen Tatrogen ausgelöster Symptomchronifizierung wenn ohne zureichende Diagnostik differente Behandlungen wie länger dauernde Infusionstherapien eingeleitet werden die dem Patienten - letztlich unbegründet - vermitteln dass es sich um eine organisch ausgelöste Erkrankung handelt. Für psychotherapeutische Interventionen fehlt danach die Bereitschaft des Patienten und zwar auch dann wenn die somatisch orientierte Behandlung erfolglos geblieben ist. Immerhin ist von psychischer Verursachung in ca. 50% der Fälle auszugehen! Marianne Dieterich beschreibt im Kontext der neurologischen Diagnostik und Differenzialdiagnostik des Schwindels ein spezielles Krankheitsbild den phobischen Schwankschwindel der in einer neurologischen Spezialambulanz als zweithäufigste Diagnose gestellt werden musste. Bei der betroffenen Patientengruppe fällt die Diskrepanz zwischen dem Befund subjektiver Unsicherheit und dem neurologischen Untersuchungsbefund auf zusätzlich jedoch auch das Vorliegen gemeinsamer psychischer Merkmale. Die diagnostische Abgrenzung von anderen Schwindelformen ist sinnvoll weil eine günstige Behandlungsprognose durch planvolle verbale Interventionen oft erreicht werden kann. ab
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