Beratung vor und in der Schwangerschaft Folge 7 (Schluss): Drogenabhängigkeit Alkohol- und Nikotingenuss |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 3/ 2000; S. 42/ 038 - 44/ 040; (142 Jg.). 2000;
Abstract: Dr. med. Kai Hertwig Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Klinik für Geburtsmedizin Universitätsklinikum Charité Campus Virchow-Klinikum Berlin Drogenabhängigkeit Drogenabhängige Frauen stellen sich meist erst nach Eintritt der Schwangerschaft vor. Die Frauen haben meist eine depressiv-schizoide Persönlichkeitsstruktur und eine problembelastete Biographie. Die emotionalen Defizite führen zu traumatisierenden Ereignissen und bilden dann häufig die Grundlage für eine Persönlichkeit die von mangelndem Selbstwertgefühl einem negativen Körperbild und Körperempfindungen sowie Autoaggression und Selbstdestruktion gekennzeichnet ist. Menschen die süchtig sind befinden sich auf der Suche nach etwas was ihnen in der Entwicklung versagt blieb. Der Wunsch nach Erfüllung dieser ungestillten Sehnsucht deren Inhalt Zuwendung und Geborgenheit ist ist oftmals der unbewusste Motor der zum Griff nach der Droge führt. Einen Ausweg findet die Abhängige nur selten. Eine Chance hierfür stellt die Schwangerschaft dar. Die anstehende Mutterschaft stellt die Frau vor neue Aufgaben die eine Wende im Leben der Frau bewirken kann. Während der Schwangerschaft lässt sich ein Zugang zur eigenen Lebensgeschichte und Suchtanamnese leichter finden. Die Labilisierung des inneren Gleichgewichts und die Neustrukturierung des Selbstbildes in der Schwangerschaft lassen sich therapeutisch gut nutzbar machen um eine veränderte Einstellung zur Sucht zu bekommen. Die Rückfallrate nach der Schwangerschaft ist hoch. 75% der Neugeborenen haben eine Entzugssymptomatik. Ziele der Betreuung: - Ausreichende Polamidonsubstitution (Vermeidung von Beigebrauch) - Kontrollierte Reduktion des Polamidons ohne Entzugssymptome - Psychotherapeutische Betreuung (kontinuierliches Beziehungsangebot) - Schaffung einer Vertrauensbasis und Steigerung des Selbstwertgefühls. Nikotin und Alkohol in der Schwangerschaft Rauchen - Nikotin ist die weltweit am häufigsten genutzte legitime und relativ billige Droge. - 28% der Frauen sind Raucher (1994) Tendenz steigend - 40% der Frauen die während der Schwangerschaft mit dem Rauchen aufgehört haben fangen nach der Entbindung wieder an meistens nach der Stillphase ("Stillen schützt vor Rückfall"). - Nikotin wird in der Muttermilch konzentriert und an das Kind transferiert. Risiko: - Reduktion des Geburtsgewichtes (21-39% der niedrigen Geburtsgewichte sind durch das Rauchen bedingt) - Korrelation mit Blutungen in der Schwangerschaft Spontanaborten vorzeitigem Blasensprung ... ab
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