Second Opinion bei Krebs Dem Erstbehandler nicht in den Rücken fallen! |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 4/ 2000; S. 21/ 041 - 22/ 042; (142 Jg.). 2000;
Abstract: Prof. Dr. med. W. M. Gallmeier Vorstand der Medizinischen Klinik 5 u. des Instituts f. Hämatologie internistische Onkologie u. Knochenmarktransplantation am Klinikum Nürnberg Die Voraussetzungen für eine kompetente Behandlung und Betreuung Tumorkranker in Deutschland sind gut. Tumorzentren Schwerpunktpraxen onkologische Arbeitskreise interdisziplinäre Tumorkonferenzen und andere Initiativen bieten Krebskranken und ihren ärztlichen Betreuern den Zugang zu einer modernen Behandlung. Dies ist gut so denn die Versorgung Krebskranker ist aufwendiger und komplexer geworden und angesichts der gesteigerten therapeutischen Optionen sind auch die Ermessensspielräume heute größer. So verwundert es nicht wenn der Wunsch nach einer zweiten Meinung meist von Kranken und ihren Angehörigen geäußert wird. Diese Wünsche sind eine Realität sie erfüllen ein Bedürfnis das häufig wie Porzsolt in diesem Heft ausführt nicht nur in sachlicher Information besteht sondern von dem Verlangen nach einem empathisch zugewandten zusätzlichen Gesprächspartner getragen ist. Hierbei ergeben sich eine Reihe von Problemen deren Lösung mir auch nach jahrzehntelanger Praxis nicht leichter fällt. Kranke und ihre Angehörigen wünschen ein unabhängiges Gespräch häufig dann wenn ihnen die Realität einer palliativen Situation klar geworden ist also unter dem Eindruck einer akuten Bedrohung d. h. nach Versagen einer Behandlungsmaßnahme. Der bei der Einholung einer Second Opinion konsultierte Arzt sieht sich - in einer Einmalbegegnung - auch konfrontiert mit Angst und Verzweiflung und dem ausgesprochenen oder unausgesprochenen Wunsch nach einem bisher verborgenen Ausweg. Der Konsilarzt wird in die utopische Rolle des Retters gedrängt. Er soll nicht nur informieren sondern ein Gegenüber sein bei Entscheidungen in schwieriger Situation. Das Gespräch ist mehr als die Übermittlung von medizinischen Informationen. So gelingt es nicht selten die Hoffnung auf neue realistische erreichbare Ziele zu fokussieren ("Was hält Sie am Leben?"). Der Kranke erhält Hilfe seine Situation besser zu verstehen. Auch aus diesen Gründen ist die Einholung einer Second Opinion auf die persönliche Vorstellung angewiesen. In den allermeisten Fällen kann der zweitbefragte Arzt den Kranken in den bisherigen Planungen bestärken. Dem Wunsch nach Übernahme der Betreuung stimme ich nur in Ausnahmefällen zu. ... ab
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