Behandlung von chronischen und neuropathischen Schmerzen Das bewährte Amitriptylin und das neue Gabapentin |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 38/ 2000; S. 713/ 29 - 714/ 30; (142 Jg.). 2000;
Abstract: Prof. Dr. T. J. Feuerstein Sektion Klinische Neuropharmakologie Neurologische Universitätsklinik Neurozentrum Freiburg Chronisch neuropathische Schmerzsyndrome sind häufig therapieresistent. Aufgrund pathophysiologischer Erwägungen bietet sich ein Therapieversuch mit Antidepressiva oder dem Antiepileptikum Gabapentin an. In hartnäckigen Fällen kann die Kombination versucht werden. In Deutschland leiden etwa fünf Millionen Patienten unter chronischen Schmerzen die häufig nur unzureichend analgetisch behandelt werden. Schmerzen gelten als chronisch wenn sie länger als drei Monate persistieren. Chronischen Schmerzen können ganz unterschiedliche ätiologische Ursachen zugrunde liegen wie entzündliche traumatische toxische und metabolische Prozesse. Warum Schmerzen chronisch werden Im Verlauf der Chronifizierung kommt es zu einer Sensibilisierung der Schmerz leitenden Bahnen mit der Folge dass normalerweise schmerzlose sensible Reize als schmerzhaft empfunden werden. Die Sensibilisierung wird durch eine lang andauernde Aktivierung primär afferenter Neurone insbesondere derjenigen mit C-Fasern erzeugt. In der Peripherie tragen verschiedene Schmerzmediatoren wie Prostaglandine Neuropeptide und Bradykinin dazu bei. Auf Rückenmarksebene werden vermehrt die exzitatorischen Neurotransmitter Glutamat und das Peptid Substanz P freigesetzt. Es folgt eine Summation von postsynaptischen Potenzialen mit der Folge einer lang andauernden Depolarisation der Neurone des Tractus spinothalamicus und des Tractus spinoreticularis. Auch die Aktivierung der NO-Synthase der Adenylatcyclase und von Proteinkinasen führt zu einer Sensibilisierung nozizeptiver Neurone deren erster Schritt eine veränderte Genexpression darstellt. Somit können Entzündungen Nervenschädigungen und andere pathologische Prozesse den Phänotyp sensorischer Neurone verändern. Als Folge dieser Veränderungen kann es einerseits zu Apoptose und damit zum Verlust sensorischer Neurone aber auch zur Ausbildung neuer synaptischer Verbindungen auf spinaler und supraspinaler Ebene kommen. ... hf
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