W.-I. Worret zur Kosmetologie Qualitätsstandards als Conditio sine qua non

Journal/Book: Münch. med. Wschr. 141 (1999) Nr. 18; S. 229/ 23. 1999;

Abstract: Prof. Dr. med. Worret W.-I.; München. Aufgrund der sinkenden Erlöse bei der Behandlung von Hautkrankheiten versuchen immer mehr Dermatologen durch das Anbieten von kosmetischen Leistungen den etwaigen Niedergang ihrer Praxis zumindest einigermaßen abzufedern. Aber auch Ärzte anderer Fachdisziplinen haben die Gunst der Stunde erkannt und versuchen mit allen möglichen "Spezialangeboten" Gesunde in ihre Praxen zu locken welche die Mindereinnahmen bei den Kranken ausgleichen könnten. Dem HNO-Arzt bringt eine Nasenkorrektur mehr als multiple Tonsillektomien dem Zahnarzt eine Verblendung mehr als zig GKV-Plomben. Eine Liposuktion ist für den Chirurgen reizvoller - auch finanziell - als eine Appendektomie. Allgemeinmediziner kaufen sich Laser um Tätowierungen oder Hämangiome zu entfernen. Einige Gynäkologen schafften sich sogar Geräte an um Frauen zu epilieren. Ja es gibt seit neuestem Frauenärzte die "ästhetische Endokrinologie" verkaufen. Wenn die kosmetischen Prozeduren sich auf die Haut beschränken, ist zweifelsohne der Hautarzt der kompetenteste Ansprechpartner. Um nicht in irgendeine Polemik abzugleiten möchte ich sogleich bemerken daß ich jedem die Butter auf seinem Brot gönne insbesondere weil ich die Kosmetologie nicht kommerziell betreibe. Ich bin nur der Meinung daß der welcher diese Leistungen anbietet diese auch erlernt haben sowie die Tätigkeit selbst sehr gut beherrschen sollte. Und da kommen mir manchmal Zweifel wenn ich die Laser- oder Peeling-Versuche von anderen Kollegen - öfters auch forensisch - beurteilen muß. Manchmal sehen die Patienten nach einem erfolgreichen(!) kosmetischen Eingriff noch schauerlicher aus als vorher. Und diese Lanze möchte ich doch für meine dermatologischen Kollegen brechen. Wenn die kosmetischen Prozeduren sich auf die Haut beschränken besteht doch wohl kein Zweifel darüber daß der Hautarzt der kompetenteste Ansprechpartner für alle Fragen in Sachen Haut sein dürfte. Um eine Hautkrankheit als solche überhaupt diagnostizieren zu können muß man zunächst doch einmal wissen wie eine normale Haut aussieht. Und die Kosmetologie will ja die Idealgestalt der Haut erhalten oder erreichen. Also ist es unerläßlich daß der Dermatologe auch Kosmetologe ist und zumindest in dieser Spezialität ausgebildet wird. ab

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