Warum nur wenige Ärzte Suchtkranke behandeln Unzureichende Versorgungsmöglichkeiten Drogenabhängiger Drogenabhängigkeit Folge 1 |
Journal/Book: Münch. med. Wschr. 141 (1999) Nr. 5 S.34/50-36/52. 1999;
Abstract: Dr. med. R. Ullmann (Vorstandsvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Drogen- und Suchtmedizin [DGDS] e.V.) Curschmannstr. 10 D-20251 Hamburg. Zunehmend wird anerkannt daß die kontrollierte Anwendung von Opioiden als Drogenersatz in der Suchttherapie keineswegs schlechtere Ergebnisse hat als Entzug und Entwöhnungstherapie. Voraussetzungen der Drogensubstitution und praktische Erfahrungen mit diesem Konzept der Suchtbehandlung sind Thema der Seminarserie. Ihre erste Folge sucht nach den Gründen für das nach wie vor nicht ausreichende Therapieangebot. Bis heute sind Suchtkranke medizinisch unterversorgt. Das ist besonders deshalb kritisch zu bemerken weil bei Suchtkrankheiten schwere langwierige Verläufe häufig sind und die Sterblichkeit hoch ist. Für geschätzte 2 500 000 Alkohol- und 1400 000 Medikamentenabhängige stehen 11300 stationäre Therapieplätze plus 800 im Maßregelvollzug (statt Haftstrafe) zur Verfügung - d.h. 1 Platz auf 300 Abhängige. Circa 25 000 Anträge werden jährlich bewilligt von denen (wohl wegen der langen Wartezeit) nur 84% angetreten werden [16]. Obwohl viele Alkoholabhängige eine Arztpraxis aufsuchen und obwohl eine Kurzintervention den Verlauf der Abhängigkeit günstig beeinflussen kann [25] nutzen Ärzte diese Möglichkeiten nicht konsequent. Niedergelassene Ärzte die Alkoholabhängigkeit behandeln sind rar - vielleicht weil eine medikamentöse Therapie hierfür erst ansatzweise erkennbar und noch umstritten ist. Medikamentöse Therapie ist aber allgemein am weitesten verbreitet: Die Kassen geben für ärztliche Behandlung 14% für Medikamente 12% und für Heil- und Hilfsmittel 7% aus [1]. Es ist immer noch viel leichter ein teures Medikament zu verordnen als Psychotherapie. Bei Heroinabhängigen ist das Zahlenverhältnis etwas günstiger: Für ca. 150 000 Abhängige von harten Drogen von denen ca. 100 000 heroinabhängig sind gibt es 5200 stationäre 450 Therapieplätze im Maßregelvollzug und 500 ambulante Therapieplätze. Seit 1991 ist die Zahl der bewilligten Reha-Anträge auf Entwöhnungstherapien von 4500 auf 8500 gestiegen [16]. Ambulant werden mit Methadon nach den NUB-Richtlinien und Sondervereinbarungen mit den Krankenkassen in einigen Bundesländern ca. 25 000 behandelt. Hinzu kommen Patienten die das Medikament (Methadon oder DHQ selbst bezahlen - wohl nochmal 20 000. ... ___MH
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