Hausärztinnen wissen was Patienten wünschen In über 60% der Fälle erfüllen Ärztinnen die Erwartungen ihrer Patienten |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 23/ 1999; S. 50/ 314; (141 Jg.). 1999;
Abstract: Dr. med. Röthinger Eva; Marburg/ Lahn. Dissertation "Patientenerwartungen und deren Wahrnehmung durch die Hausärztin sowie der Einfluß der Patienten auf die ärztliche Handlung aus Sicht der Ärztinnen". Aus der Professur für Allgemeinmedizin Prof. Dr. med. Erika Baum Marburg 1998. Zum Qualitätsmanagement gehört auch die korrekte Wahrnehmung der Erwartungen des Patienten. 231 Patienten aus zehn mittelhessischen Praxen von Hausärztinnen wurden vor der Konsultation zu ihren Erwartungen an die ärztlichen Anordnungen befragt. Die Ärztinnen ihrerseits wurden gebeten nach der Konsultation die Patientenwünsche und durchgeführte ärztliche Handlungen zu notieren. Zusätzlich wurde um die Einschätzung gebeten ob die Initiative zur Behandlung mehr vom Arzt oder vom Patienten ausging. Insgesamt äußerten die Patienten 583 Erwartungen davon 63 5% den Wunsch nach Verschreibung eines Medikaments. Knapp 60% bevorzugten ein schulmedizinisches Medikament. Insgesamt überwogen die Erwartungen im klassischen ärztlichen Bereich mit 65 4% aller geäußerten Wünsche (Medikamente Heilbehandlungen Ausstellung einer Überweisung Spritze oder kleinere operative Eingriffe). Demgegenüber lagen die Erwartungen im Bereich der sozialen oder seelischen Unterstützung des Patienten lediglich bei 29 5%. Die Ärztinnen nahmen in 368 Fällen (63 1%) die vom Patienten angegebenen Wünsche und Erwartungen korrekt wahr. 160mal täuschten sich die Ärztinnen hinsichtlich der Erwartung des Patienten. Die Wahrnehmungsfähigkeit der Ärztinnen zeigte keine Abhängigkeit von verschiedenen soziodemographischen Daten. Eine subjektiv von der Ärztin wahrgenommene Patientenerwartung führte in 97% zu einer entsprechenden ärztlichen Handlung - obschon die Einschätzung in vielen Fällen nicht zutraf. Nach Selbsteinschätzung der Ärztinnen betrug der Anteil der auf Patienteninitiative hin erfolgten Handlungen und Verordnungen 26%. Dabei gestanden sie den männlichen Patienten denjenigen mit schwerwiegender Erkrankung und langjährigen treuen Praxispatienten mehr Einfluß zu. Im Vergleich dieser Studie mit der Untersuchung mit männlichen Hausärzten von Spangenberg nehmen die Ärztinnen etwas mehr Wünsche und Erwartungen der Patienten wahr jedoch besteht ansonsten eine hohe Kongruenz. So findet sich die beste Übereinstimmung in den klassischen ärztlichen Handlungen geringere Übereinstimmung findet sich im Bereich Rat zur Lebensführung und Empfehlung zur Selbstbehandlung. Resümee Wünsche und Erwartungen der Patienten werden von den Hausärztinnen ähnlich wie auch bei ihren männlichen Kollegen in über 60% adäquat wahrgenommen und es folgt zumeist auch eine entsprechende Behandlung. Schlechter ist jedoch die Verständigung in Bereichen die die Autonomie des Patienten betreffen. Die interaktionale Kompetenz sollte daher in Aus- und Weiterbildung verstärkt berücksichtigt werden. ab
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