Transsexualität - wann ist die Transformationsoperation indiziert? |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 23/ 1999; S. 38/ 302 - 40/ 304; (141 Jg.). 1999;
Abstract: Prof. Dr. med. Kockott G.; München Der Erfolg oder Mißerfolg einer Transformationsoperation bei Transsexualität hängt entscheidend von der Einbettung in das therapeutische Gesamtkonzept ab. So handelt es sich bei der Indikationsstellung um einen langfristigen therapeutischen Prozeß der auf verschiedenen Stufen Risiko und Nutzen der Operation immer wieder prüft. Zusammenfassung Die Indikation zur Transformationsoperation bei Transsexuellen wird nicht in einer einzigen Untersuchung gestellt; sie entwickelt sich während einer Langzeitbetreuung die vom Erstkontakt beim Therapeuten bis zur Operation als Minimum 1 1/2 Jahre dauert. Ist der Geschlechtswechsel auf diese Weise gut vorbereitet dann sind operierte Transsexuelle überwiegend gut sozial integriert. Entscheidend für das positive Ergebnis ist keinesfalls die geschlechtskorrigierende Operation allein sondern das therapeutische Gesamtpaket. Die Operation ist zwar für die meisten Transsexuellen der abschließende Schritt in der Behandlungskette die operative Korrektur ist aber nicht die Lösung für jeden Patienten mit Problemen der Geschlechtsidentität. Ein Fall mit juristischen Konsequenzen Herr S. suchte mit 45 Jahren erstmals das Gesundheitsamt einer Großstadt mit dem dringenden Wunsch nach einer Transformationsoperation auf. Er wurde an die Psychosomatische Abteilung einer Universitätsklinik vermittelt und dort einmal untersucht. Dabei wurde die Diagnose einer Transsexualität gestellt und die geschlechtskorrigierende Operation als therapeutischer Eingriff bejaht. Einschränkend wurde empfohlen den Geschlechtswechsel zuvor noch mit dem sog. Alltagstest unter psychotherapeutischer Begleitung zu erproben und eine vorherige gegengeschlechtliche Hormonbehandlung zu überlegen. Bereits einige Wochen später erfolgte in einer anderen Klinik ein erster operativer geschlechtskorrigierender Eingriff ohne daß vorher die empfohlene Psychotherapie oder Hormonbehandlung stattgefunden hatte. Ein zweiter operativer Eingriff erfolgte mit großer zeitlicher Verzögerung da Herr S. inzwischen Bedenken gegenüber seiner Entscheidung zur Operation entwickelt hatte. Einige Monate später strengte er eine Schadensersatzklage gegen die Operateure an. Sein Hauptvorwurf lautete er sei ungenügend aufgeklärt und übereilt operiert worden; er räumte allerdings ein selbst erheblichen Druck ausgeübt zu haben. Die Schadensersatzklage war erfolgreich. Resümee Die Behandlung Transsexueller erfordert Zeit. Man diagnostiziert die Transsexualität nicht in einer Sitzung und stellt schon gar nicht die Indikation zur Operation nach einer einzigen Untersuchung. Die Zeitspanne vom Erstkontakt beim Therapeuten bis zur geschlechtskorrigierenden Operation beträgt als Minimum 1 1/2 Jahre. Abhängig von den individuellen Gegebenheiten kann sie aber erheblich länger sein. Nach den Literaturangaben (Übersicht bei [7]) sind operierte Transsexuelle überwiegend gut sozial integriert sofern der Geschlechtswechsel ausreichend vorbereitet war. Das entspricht auch den eigenen Erfahrungen. Entscheidend für das positive Ergebnis ist keinesfalls die geschlechtskorrigierende Operation allein. Im Rahmen der dargestellten Behandlung beginnen die positiven Veränderungen und die bessere psychosoziale Integration bereits vor dem operativen Geschlechtswechsel [3]. Die Operation ist zwar für die meisten Transsexuellen der abschließende Schritt in der Behandlungskette die operative Korrektur ist aber nicht die Lösung für jeden Patienten mit Problemen der Geschlechtsidentität. Summary: Indications for Transformation Surgery in Transsexuals The indications for transformation surgery for transsexuals cannot be defined at one single examination; they gradually become apparent over a period of long-term care lasting a minimum of 1.5 years beginning with the first contact with the therapist and ending with surgery. Patients who have been well prepared for the sex change over this period usually become socially well integrated alter the operation. Positive results do not depend an sexually corrective surgery alone but an the overall therapeutic package. Although the operation represents the last step in the course of treatment for most transsexuals surgical correction per se is not the solution for every patient with problems of sexual identity. Keywords: Transsexualism - transformation surgery ab
Keyword(s): Transsexualität - Transformationsoperation
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