Psychotherapie - (k)ein Fall für den Hausarzt? Anregungen für das Praxisteam |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 36/ 1999; S. 676; (141 Jg.). 1999;
Abstract: Dr. med. Bucklitsch Margret; Lauenbrück Fast die Hälfte der Patienten in der Praxis hat auch mit psychischen Problemen zu kämpfen. Der Umgang mit diesen Patienten kann schwierig sein. Für den Arzt stellt sich die Frage ob die langwierige und teure Ausbildung gerechtfertigt ist. Unter den Patienten eines Hausarztes beläuft sich die Rate an psychischen Störungen bis auf 40%. Die Liste der möglichen psychischen Störungen ist lang: Funktionelle Störungen aber auch Angst- oder Zwangsstörungen Suchterkrankungen Depressionen sowie Verhaltensauffälligkeiten in belastenden Lebenssituationen fallen unter diesen Oberbegriff. Welche Ärzte können diesen Bereich ausbauen? Insbesondere Ärzte mit der Zusatzbezeichnung Psychotherapie oder einer Weiterbildung in der psychosomatischen Grundversorgung können diesen Bereich ausbauen. Welche Aktivitäten sind sinnvoll? Der Umgang mit psychisch auffälligen Patienten erfordert nicht nur einen entsprechend weitergebildeten Arzt sondern auch Arzthelferinnen mit Fingerspitzengefühl. So sollte die Helferin möglichst schon bei der Terminplanung erfragen können ob z. B. ein bereits in der Praxis bekannter "Problempatient" einen Gesprächstermin vereinbaren möchte oder vielleicht "nur" wegen eines Atemwegsinfektes kommen will. Gespräche bzw. psychotherapeutische Sitzungen sollten in einem Sprechzimmer mit möglichst angenehmer Atmosphäre stattfinden (z. B. keine störenden Fremdgeräusche keine kalt wirkenden Fußböden bequeme Sitzmöbel kein eingeschalteter Praxiscomputer genau zwischen Arzt und Patient etc.). Auch sollten während eines Gesprächs keine Telefonate durchgestellt werden. Für die Organdiagnostik der sogenannten funktionellen Störungen gilt: "soviel wie nötig" und nicht "soviel wie möglich". Im Rahmen der psychosomatischen Grundversorgung können über die ärztlichen Gespräche hinaus vom Hausarzt Entspannungstechniken angeboten oder vermittelt werden. Bei Patienten mit stärkerer Symptomatik oder Chronifizierung die eine ausführliche Psychotherapie benötigen ist eine wichtige Aufgabe des Hausarztes überhaupt die Bereitschaft dieser Patienten für eine psychotherapeutische Behandlung zu fördern. Diesen Patienten sollte auch eine Liste von niedergelassenen Psychotherapeuten der Umgebung ausgehändigt werden. Der Patient sollte auch darüber informiert werden daß eventuell eine gewisse Wartezeit für die Psychotherapie zu überbrücken ist und daß die Kostenübernahme bei der Krankenkasse beantragt werden muß. ab
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