Sensitivity und Responsiveness: Zwei testtheoretische Gütekriterien auf dem Weg zur operationalen Verankerung |
Journal/Book: DRV-Schriften Band 11/98 Seite 222-224 Interdisziplinarität und Vernetzung 7. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium vom 10. bis 12 März 1997 in Hamburg Tagungsband. 1998;
Abstract: Hochrhein-Institut für Rehabilitationsforschung Bad Säckingen Die patientenseitige Erfassung des Funktions- und Gesundheitsstatus bzw. der (gesundheitsbezogenen) Lebensqualität stellt einen wesentlichen Bestandteil der evaluativen Outcome- Forschung in der Rehabilitation dar. Daß bei der Konstruktion entsprechender Patientenfragebögen die "klassische Trias" der Testgütekriterien (Objektivität Reliabilität Validität) berücksichtigt wird kann als selbstverständlich gelten. Weniger systematische Beachtung hingegen finden zwei weitere miteinander verwandte Gütekriterien welche unter den Bezeichnungen "Sensitivity" und "Responsiveness" in den letzten zehn Jahren zunehmend diskutiert werden. Sensitivity und Responsiveness beziehen sich auf die Fähigkeit eines Fragebogens Veränderungen über die Zeit abzubilden. Somit kommt diesen beiden testtheoretischen Konzepten immer dann eine zentrale Bedeutung zu wenn - wie es in der evaluativen Outcome-Forschung zumeist der Fall ist - derselbe Fragebogen an denselben Personen zu mehreren Meßzeitpunkten (Vorher-Nachher-Messung; Zeitreihen) eingesetzt wird. Sensitivity und Responsiveness werden zwar häufig synonym verwendet lassen sich aber wie folgt unterscheiden: Während das Konzept der Sensitivity ("Empfindlichkeit") danach fragt ob ein Fragebogen überhaupt irgendwelche Veränderungen abzubilden vermag ist das Gütekriterium der Responsiveness ("Ansprechbarkeit") enger gefaßt weil es bestimmte nämlich (minimale) klinisch relevante Veränderungen fokussiert. Bei der Operationalisierung sowohl der Sensitivity als auch der Responsiveness wird im wesentlichen angestrebt manifeste Veränderungen der Fragebogenwerte während eines definierten Zeitintervalls in zwei unterschiedliche Anteile zu zerlegen nämlich in solche Veränderungen die auf tatsächliche Veränderungen in der zugrunde liegenden latenten Dimension zurückzuführen sind ("Signal") und in jene Veränderungen die lediglich durch verschiedene Arten von Meßfehlern zu erklären sind ("Rauschen"). Aus diesen beiden Anteilen kann dann ein Quotient ("Signal/Rauschen- Verhältnis") als Gütekennwert gebildet werden. Bei der Operationalisierung der Responsiveness muß zusätzlich ein Kriterium für (minimale) klinisch relevante Veränderungen in den Gütekennwert eingearbeitet werden. In der Literatur werden recht unterschiedliche Operationalisierungen für Sensitivity und Responsiveness vorgeschlagen. Sie unterscheiden sich darin welche Informationen zur Schätzung der beiden Veränderungsanteile verwendet werden (können) und - hinsichtlich der Responsiveness wie eine (minimale) klinisch relevante Veränderung inhaltlich und formal festgelegt und einbezogen wird. Im wesentlichen rekurrieren die Operationalisierungsansätze entweder auf ein Eingruppen-Prä-Post-Design (Deyo & Centor 1986; Fortin et al. 1995; Guyatt et al. 1987; Krauth 1983 1995) oder auf ein Zweigruppen-Prä-Post-Design (Guyatt et al. 1987; Krauth 1995; Lipsey 1983; Norman 1989). ... ___MH
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