Opioide bei nicht-tumorbedingtem Schmerz |
Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 22 S. 44-45. 1998;
Abstract: Dr. med. M. Strumpf Universitätsklinik für Anästhaesiologie Intensiv- und Schmerztherapie Klinik Bergmannsheil Bochum. Seit über 15 Jahren werden auch in Deutschland zunehmend Opioide bei nicht-tumorbedingten Schmerzen eingesetzt. In der Literatur wird diesem Vorgehen nach wie vor große Reserviertheit entgegengebracht. Die Autoren berichten aus klinischer Erfahrung. Die Mehrzahl der Studien zur Opioidtherapie beim nicht-tumorbedingten Schmerz ist nicht kontrolliert und randomisiert Zielparameter sind nicht klar definiert und die Opioide nur kurzzeitig eingesetzt. Im krassen Gegensatz dazu erhalten sehr viele Patienten bei chronischen Schmerzen zumeist schwache nicht-retardierte Opioide nach Bedarf. Dies mag durch die einfache Durchführbarkeit der oralen Therapie bedingt sein wie sie auch von der WHO für die Behandlung tumorbedingter Schmerzen gefordert wird. Bei Tumorpatienten ist oberstes Ziel der Opioidtherapie die kurzfristige und zuverlässige Schmerzreduktion. Eine Opioidtherapie bei chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen muß sich dagegen über viele Jahre hinweg bewähren. Hierbei ist nicht allein Schmerzreduktion gefordert sondern auch eine Verbesserung der Lebensqualität (körperliche Funktionsfähigkeit sensomotorische Leistungsfähigkeit emotionale Ausgeglichenheit soziale Funktion).Das Prinzip der Opioidtherapie bei nicht-tumorbedingtem chronischen Schmerz ist dem der Tumorschmerztherapie vergleichbar: Opioide werden bevorzugt oral nach Zeitschema und abgestuft nach Wirkungsstärke gegeben. Im Gegensatz zur Tumorschmerztherapie kann bei einigen Patienten auch die alleinige Opioidtherapie ohne gleichzeitig eingesetzte Nicht-Opioidanalgetika angezeigt sein. Die Dauerverträglichkeit der Opioide bei den Respondern ist nämlich deutlich besser als z.B. die von nicht-steroidalen Antiphlogistika. Chance für eine Minderheit. Vor Beginn einer Opioidtherapie bei nicht-tumorbedingten Schmerzen müssen Eingangs- und Abbruchkriterien klar definiert und mit dem Patienten und seinen Angehörigen offen besprochen werden (vgl. Tab.). Umstritten ist ob unangekündigte Screenings stattfinden müssen um die Compliance des Patienten zu überprüfen. Unumstritten ist daß Opioide als "Ultima ratio" eingesetzt werden und eine Dauertherapie letztlich nur bei wenigen Patienten angezeigt ist. Auch in unserer Schmerzklinik liegt der Anteil der Patienten für die eine Indikation zur Opioidtherapie besteht bei nur etwa 5-10%. Es sind vor allem Patienten mit nicht-radikulären und radikulären Rückenschmerzen mit zahlreichen vergeblichen Voroperationen in der Anamnese oder Patienten mit Deafferentierungsschmerzen. ... ___MH
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