Chronische Schmerzen bei Querschnittgelähmten - ausgewählte Ergebnisse einer Multicenter-Studie |
Journal/Book: DRV-Schriften Band 11/98 Seite 393-394 Interdisziplinarität und Vernetzung 7. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium vom 10. bis 12. März 1997 in Hamburg Tagungsband. 1998;
Abstract: 1Stiftung Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg 2Krankenhaus Hohe Warte Bayreuth 3Physiologisches Institut II der Universität Heidelberg Ziele der Studie waren die Beschreibung und Dokumentation chronischer Schmerzen und belastender Mißempfindungen bei Querschnittgelähmten sowie die Suche nach Zusammenhängen zwischen diesen Beschwerden und anderen Faktoren - mit dem Ziel epidemiologischer Aussagen und Hypothesen über die Schmerzentstehung. In 4 Querschnittgelähmten-Zentren wurden in 3 1/2 Jahren 901 aufeinander folgende ambulante und stationäre Patienten mit einer Querschnittlähmung von mindestens 2 Jahren Dauer in 2 unterschiedlich detailliert untersuchten Stichproben erfaßt. Patienten wurden in die Studie aufgenommen sofern sie die Einschlußkriterien erfüllten und ihre Zustimmung zur Teilnahme gaben. Medizinische demographische und psychosoziale Daten wurden mit standardisierten Instrumenten (Fragebögen/Interview Dokumentationsbögen für die ärztliche Untersuchung) aufgenommen mit einem gesonderten Befragungsteil für Querschnittgelähmte mit Schmerzen. Die Datenauswertung erfolgte über das Statistik-Programm SAS. Aufgrund der Anteile von Männern/Frauen Tetraplegikern/Paraplegikern und der Altersverteilung kann die Stichprobe Repräsentativität für sich beanspruchen. Von der Gesamtstichprobe lagen bei 66% chronische Schmerzen/Mißempfindungen vor bei den übrigen 34% nicht. 25% hatten nur einen Schmerz/eine Mißempfindung die übrigen 41% hatten mehrfache Schmerzen/Mißempfindungen. Der/Die jeweils schlimmste Schmerz/Mißempfindung ging in die ausführliche Befragung ein. 50% der Patienten hatten Schmerzen 11% schmerzhafte Mißempfindungen und 5% störende Mißempfindungen ohne Schmerzcharakter. Bezogen auf die Gruppe der Schmerzpatienten begannen 58% im 1. Jahr nach Eintritt der Querschnittlähmung. Die Aussichten auf Besserung sind sehr gering. Die Schmerzstärke wurde von 70% der Schmerzpatienten mit 6 oder stärker (auf 10 cm visuellen Analogskala) angegeben. Die subjektive Belastung durch die Schmerzen/Mißempfindungen auf einer 4-Stufen-Skala bezeichneten 77% der Schmerzpatienten als ziemlich oder sehr hoch. Der Tagesablauf war bei 45% der Patienten deutlich bis fast völlig (die 3 obersten von 5 möglichen Stufen) eingeschränkt. Infraläsionär und/oder im Übergangsbereich zum nicht gelähmten Körperareal lagen 86% der Schmerzen/Mißempfindungen; ausschließlich supraläsionär lagen nur 6%. Ärztlicherseits wurden 44% der Schmerzen als Deafferentierungsschmerzen (d.h. durch die Rückenmarksläsion oder Conus-Cauda-Läsion bedingt) klassifiziert. Statistisch signifikante Zusammenhänge zu Schmerzen/Mißempfindungen wurden festgestellt für: Alter bei Eintritt der Querschnittlähmung und bei Befragung kombinierte Abführ- und Inkontinenzprobleme Hyperhidrose Depressivität und psychosomatische Beschwerden (Paranoid-Depressivitätsskala und Beschwerdenliste nach von Zerssen (beide 1976)) Gefühl der subjektiven Belastung durch die Querschnittlähmung als solche schlechtes Zurechtkommen mit der Tatsache der Querschnittlähmung unzutreffende Vorstellungen vom Leben mit der Querschnittlähmung bei Entlassung aus der Erstrehabilitation (insbesondere die Vorstellung es sei einfacher als es sich später herausstellte) negative subjektive Bewertung der durch die Querschnittlähmung bedingten beruflichen Veränderungen nach Einschätzung des Patienten verschlechterte finanzielle Situation durch die Querschnittlähmung. ... ___MH
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