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December 2024

Einblicke in den Seelenzustand AIDS-Kranker AIDS hat viele Farben

Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 49 S. 123. 1998;

Abstract: Dr. med. P. Stiefelhagen Chefarzt der Inneren Abt. am DRK-Krankenhaus Westerwald Hachenburg. AIDS-Kranke plagen viele Ängste: vor dem weiteren Krankheitsverlauf vor Diskriminierung vor sozialer Isolation. Um so wichtiger ist es ihnen ein Forum zu bieten wo sie diese Ängste aber auch ihre Hoffnungen und Gefühle artikulieren können. Ein solches Forum besteht seit über 10 Jahren im AIDS-Projekt "ÜberLebenszeichen " das mit Kunsttherapie zu helfen sucht. Trotz der enormen Fortschritte bei der Therapie trotz verlängerter Lebenszeit und besserer Lebensqualität handelt es sich bei AIDS weiterhin um eine letztlich unheilbare Erkrankung. Auch gibt es kaum ein anderes Krankheitsbild bei dem medizinische psychosoziale und gesellschaftspolitische Aspekte so eng miteinander verknüpft sind wie bei AIDS. Die Krankheit ist von vielerlei Ängsten geprägt: vor dem weiteren Krankheitsverlauf sowie davor diskriminiert und sozial isoliert zu werden. Viele Betroffene ziehen sich deshalb zurück ja nicht selten sterben sie ihren sozialen Tod vor dem körperlichen. Die Selbstmordrate bei HIV-Infizierten ist 36mal höher als in der gesunden Bevölkerung. Um dieser inneren und äußeren Vereinsamung entgegenzuwirken wurde vor ca. 11 Jahren ein kunsttherapeutisches Projekt mit dem Namen ÜberLebenszeichen e.V. gegründet das von der Firma MSD unterstützt wird. Im Rahmen dieses Konzepts arbeiten Künstler und Kunsttherapeuten mit HIV-Infizierten. Dabei wird Kunst als mentale Therapie und Kommunikationsmittel eingesetzt. HIV-Infizierte lernen sich konstruktiv mit ihrer Situation auseinanderzusetzen ohne zu resignieren zu verzweifeln oder sich in Panik zu verstricken. Nach dem Motto "Wer malt stirbt nicht" wird dem Leiden der Wille zu einem erfüllten Leben entgegengesetzt. Kunst als spezifische Form der Kommunikation bekommt immer dort einen besonderen Stellenwert wo Worte fehlen Worte versagen. Dies gilt insbesondere für AIDS-Patienten deren Bilder eine Sprache sprechen die über die Welt der Gedanken und Worte hinausreicht und das Schweigen der Gefühle durchbrechen kann. So wirkt ÜberLebenszeichen. Eine wichtige Aufgabe von ÜberLebenszeichen e.V. ist die Ausstellungsarbeit: Durch den Versuch den allgemeinmenschlichen Gehalt der Bilder neben der Krankheitsthematik wahrzunehmen entsteht beim Betrachter eine emotionale Reaktion ein Gefühl des Berührtseins. Aus vielen Bildern spricht eine finstere Grundstimmung die durch optimistische Momente aufgehellt wird. So vermischen sich Zeichen und Symbole der Angst des Kampfes und der Hoffnung wobei die Perspektiven von Sterben und Tod deutlicher hervortreten. Ein anderer Themenschwerpunkt ist die Sexualität die meist mit großer Offenheit Achtung und Toleranz dargestellt wird. Vorstellungen über Ursachen und Zusammenhänge der Erkrankung über Schuld Schicksal und eigene Charakterstrukturen werden nicht selten im Kontext mit dem moralischen Empfinden unserer Gesellschaft dargestellt. So sind die Bilder gleichsam ein Dialog des Malenden mit sich selbst wobei sie gleichzeitig den Anspruch erheben die Außenwelt in diesen Dialog mit einzubeziehen. Nach dem Betrachten vieler Bilder hat man den Eindruck gewonnen daß AIDS nicht nur in der Medizin sondern auch in der Kunst viele Dimensionen und Farbschattierungen hat. Der Ausspruch Senecas: "Vita brevis ars longa" gilt in besonderem Maße auch für AlDS-Kranke. Ob die aktive oder passive Beschäftigung mit Kunst das Leben verlängern kann läßt sich schwerlich nachweisen. Sie kann aber Patienten mit dieser unheilbaren Krankheit neue Lebensfreude und Lebensinhalte vermitteln und somit vor der gesellschaftlichen Ausgrenzung bewahren. ___MH


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